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Veröffentlicht 05. Juni 2024

Eine nachhaltige Investition in die Zukunft

  • Text und Bild: Ernst Hofmann, Unterkulm
  • Urheber-/Nutzungsrechte: Link öffnen

Lässt sich der Wert eines Baumes messen? Diese Frage beschäftigt Menschen seit vielen Generationen. Das Ergebnis hängt jeweils von der Perspektive und der Methode ab. Hier sollen drei Sichtweisen verglichen werden.

Für einen Forstbetrieb ist primär der Wert des Holzes ausschlaggebend. Eine schlagreife hundertjährige Buche hat je nach Wuchsform, Qualität, mittlerem Stammdurchmesser und aktuellem Marktpreis einen Holzwert (unverarbeitet) zwischen 400 und 800 Franken.

Ein Biologe allerdings stellt den ökologischen Wert des Baumes über den reinen Holzwert. Besonders eindrücklich legt dies Frederic Vester in seinem Buch, das 1985 erschien, «Ein Baum ist mehr als ein Baum» am Beispiel einer hundertjährigen Buche dar. Da gibt es neben dem Holzwert noch andere Werte, wie zum Beispiel die 4,6 Tonnen Sauerstoff, die eine solche Buche jährlich produziert, oder die 6,3 Tonnen Kohlendioxid, die sie in einem Jahr verarbeitet. Bäume brauchen das Kohlendioxid (CO2) aus der Luft, um den für sie lebensnotwendigen Traubenzucker herzustellen. Dieser wird dann zum Wachstum und Aufbau neuer Holzmasse verwendet. Das CO2 ist also im Holz gespeichert und bleibt dort, bis der Baum stirbt. Erst dann gibt es durch die Verrottung wieder die gleiche Menge CO2 ab. Ein perfekter, nachhaltiger Kreislauf! Mit ihren Kapillaren und Wurzeln speichert sie 30 000 Liter Wasser im Boden, der bei Regen und Trockenheit wie ein Schwamm wirkt. Der von diesem Baum produzierte organische Stoff schafft ein Bodenleben von 40 kg Bakterien, 40 kg Pilzen und Algen, 17 kg Regenwürmern, Käfern und Ameisen und 3 kg weiteren Insekten. Dadurch bleibt der Boden fruchtbar und vital. Der Baum ist zudem Lebensraum für Jungwuchs, Sträucher und verschiedenste Bodenpflanzen. Er bietet Kleintieren und Vögeln Unterschlupf und Nahrung, für Wild und Mensch Lebens- und Erholungsraum.

All die Leistungen eines Baumes haben aber nicht nur ökologischen, sondern auch einen volkswirtschaftlichen Wert. Sie umfassen die Wasserspeicherung, Bildung von Grund- und Quellwasser, Lufterneuerung durch Aufnahme von CO2 und Produktion von Sauerstoff, Filterung der Luft von Staub und Schadstoffen, Klima- und Temperaturregelung, Bildung von kostbarem Humus, Nahrungsspende für viele Lebewesen, Wind- und Lawinenschutz, Schutz vor Bodenerosion und nicht zuletzt auch Rohstoffspende für die Wirtschaft.

Ein vom Bund deutscher Baumschulen herausgegebenes Zahlenbeispiel (2007) beziffert die volkswirtschaftliche Leistung eines alleinstehenden hundertjährigen Baumes im Garten auf durchschnittlich 659,50 Euro pro Jahr. Diesen Betrag müsste die Volkswirtschaft pro Jahr aufbringen, um die Leistung eines Baumes im Hausgarten auszugleichen. In einem Waldbestand sind diese Leistungen noch viel höher anzusetzen, da die Schutzfunktion (Trinkwasser, Erosions- und Hochwasserschutz usw.), die Sozialfunktion (Erholung, Gesundheit und Kultur) und die biologische Vielfalt noch stärker gefördert wird. Zudem nimmt der Zuwachs und damit die Wertsteigerung viele Jahre oder Jahrhunderte zu, so dass die Rendite unserer Mitwelt zugutekommt.

Bäume können mehrere hundert Jahre alt werden (Fichten und Buchen bis 300 Jahre, Tannen sogar bis 600 Jahre). Für die Zeit von 100 Jahren und mehr wären es also mindestens 65 000 Euro. Einen Baum zu pflanzen, ist also eine lukrative und nachhaltige Investition in die Zukunft.

 


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