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Veröffentlicht 17. Juni 2024

Eulen – am Beispiel der Waldohreule

  • Text: Ernst Hofmann, Unterkulm
  • Bild: Melanie Avis auf Pixabay
  • Urheber-/Nutzungsrechte: Link öffnen

Die Waldohreule ist neben dem Waldkauz die häufigste Eulenart bei uns. Der Unterschied zum grösseren Waldkauz, sind die «Federohren». Beide sind Raubvögel, die mit Hakenschnäbeln und starken Krallen ausgestattet sind.

Die Waldohreule ist ein Vogel des Waldrandes, der im strukturreichen, offenen Grünland auf die Jagd geht. Den Waldrand nutzt die Waldohreule dagegen als Ruheplatz während des Tages sowie als Brutrevier. Innere Bereiche von Wäldern meidet sie eher, da sie dort in Konkurrenz zum stärkeren Waldkauz steht. Die Waldohreule jagt während der Dämmerung und in der Nacht. Bevorzugte Beute sind Wühlmäuse, die im Flug erbeutet werden. Auch kleinere Vogelarten zählen zur typischen Beute. Die unverdaulichen Nahrungsresten (=Gewölle) werden als walzenförmige Gebilde ausgewürgt, die Knochen, Federn, Insektenpanzer und anders mehr enthalten.

Im zeitigen Frühjahr versucht das Männchen durch Paarungsrufe, ein Weibchen in sein Revier zu locken. Es ruft in kurzem Abstand ein dumpfes und monotones «huh». Hat sich ein Paar gefunden, so nisten Waldohreulen bevorzugt in verlassenen Nestern von Rabenkrähen oder Elstern, da sie selbst kein Nestmaterial eintragen können. Das Weibchen brütet ab dem ersten Ei, d. h. die Küken schlüpfen nach ca. 4 Wochen nicht gleichzeitig. In dieser Zeit ist das Männchen allein für die Nahrungsbeschaffung verantwortlich. Die Nestlinge verlassen nach ca. drei Wochen als flugunfähige «Ästlinge» das Nest und klettern geschickt auf dem Geäst des Baumes herum, wo sie noch etwa einen Monat gefüttert werden.

Bei den namensgebenden «Ohren» der Waldohreule handelt es sich um verlängerte Kopffedern. Diese «Federohren» haben keinen Zusammenhang mit der Hörleistung der Eule. Eulen tragen wie alle Vögel keine Ohrmuscheln. Die «Federohren» dienen möglicherweise mehr dazu, ihnen ein Raubtiergesicht zu verleihen. Die Hakenschnäbel entsprechen dabei einer Nase und die grossen Augen mit den «Federohren» vervollständigen den Eindruck eines «Katzengesichts». Dies dient den Eulen als Abschreckung vor Feinden wie Marder oder grösseren Raubvögeln. Das Fehlen beweglicher Ohrmuscheln zum Orten einer Schallquelle gleichen die Eulen mit einer Besonderheit aus. Ihre Ohren sitzen ein wenig verschoben am Schädel, also nicht ganz symmetrisch. Dadurch kommen die Schallwellen von Tönen mit kleiner Zeitdifferenz an. Wie beim zweiäugigen Sehen die beiden Bilder der beiden Augen sich ein wenig unterscheiden und uns damit die genaue Entfernung eines Objektes angeben. Zur Verstärkung des Gehörs dient zusätzlich der trichterförmige Gesichtsschleier. Er verstärkt und lenkt die Schallwellen in Richtung der Ohren. Damit entsteht ein akustisches «Hörbild», das den Eulen auch bei Dunkelheit eine hervorragende Schärfe des Gehörsinnes vermittelt. Der feine Gehörsinn kann aber nur von Nutzen sein, wenn die Eule selbst geräuschlos fliegt. Dies erreichen die Eulen mit spezialisiertem Gefieder, das mit einem flaumigen Überzug versehen ist, der jedes Reibungsgeräusch verhindert.

Eine weitere Besonderheit sind die grossen Augen der Eulen, die nahe beisammen und nach vorne gerichtet sind. Sie ermöglichen das Scharfsehen auf kurze und mittlere Distanz. Sie sitzen unbeweglich in der Augenhöhle. Dafür ist der Kopf auf seinem Kugelgelenk umso beweglicher: Während wir den Kopf gerade 90 Grad seitwärts bewegen können, ist der Eulenkopf beidseits bis 270 Grad drehbar, also einen Dreiviertelkreis! Auch der innere Bau des Auges ist so beschaffen, dass Eulen auch noch in tiefer Dämmerung jede Einzelheit erkennen.

Die Sehschärfe der grossen Eulenaugen ist zwar nicht so gut wie jene der Adler und Falken, aber sie übertrifft diese unter schwachen Lichtverhältnissen. Für die Jagd in der Nacht und in der Dämmerung wirken Augen und Ohren bei Eulen hervorragend zusammen.

 


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