Symbiose zwischen Insekten und Pflanze
- Text und Bild: Ernst Hofmann, Unterkulm
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Der Wiesensalbei ist ein Paradebeispiel einer gegenseitigen Anpassung zwischen Pflanze und Insekt. Für beide Partner, Wiesensalbei und Insekt, ist das Zusammenspiel eine Win-win-Situation mit gegenseitigem Nutzen aber auch gegenseitiger Abhängigkeit (Symbiose): Die Pflanze kann sich so fortpflanzen und vermehren, während das Insekt eine zuverlässige und oft spezialisierte Nahrungsquelle findet.
Der Wiesensalbei gehört zur Familie der Lippenblütler. Charakteristisch für Lippenblütler sind kreuzweise gegenständige Blätter und ein vierkantiger Stängel. Viele Lippenblütler enthalten duftende Öle wie etwa Majoran, Thymian, Pfefferminze, Basilikum und Rosmarin. Ein besonderes Merkmal ist die Blüte, die in Oberlippe und Unterlippe aufgeteilt ist. Die Oberlippe bildet schützend eine Hülle für die Geschlechtsorgane der Blüte, nämlich die weiblichen, genannt Stempel, bestehend aus Fruchtknoten, Griffel und Narbe und die männlichen, genannt Staubblätter, bestehend aus Staubfaden und Pollensäcken. Wie viele Blütenpflanzen ist der Wiesensalbei zwittrig, also zweigeschlechtlich. Die Unterlippe übernimmt die Funktion des Landeplatzes für Blütenbesucher.
Seine Blüten sind für Insektenbesuch raffiniert eingerichtet, um eine Bestäubung durch Pollen zu sichern. Die blauen Blütenblätter (Kronblätter) sind miteinander verwachsen und bilden eine Blütenröhre (Kronröhre), auf deren Grund sich der zuckerhaltige Nektar befindet.
Die Staubblätter sind an der Unterlippe über ein Gelenk und eine schaufelartige Platte miteinander verwachsen und decken den Nektar ab. Drücken kräftige Insekten, wie Hummeln und Bienen, mit dem Kopf gegen die Schaufel, so neigen sich die beiden verborgenen Staubblätter wie ein Schlagbaum aus der Oberlippe hervor und senken sich auf den Insektenrücken. Mit Blütenstaub und Nektar beladen wechselt das Insekt auf weitere Blüten der Wiesensalbeipflanze, wo sich der gleiche Vorgang wiederholt. Dabei besucht es auch ältere Blüten eines anderen Wiesensalbeis. Diese Blüten haben im Gegensatz zur jüngeren Blüte einen verlängerten Griffel und die Narbe ist wie eine Schlangenzunge gespreizt. Die Staubbeutel sind bei dieser schon leer. Hier streift das Insekt den fremden Blütenstaub an der verlängerten Narbe ab. Damit ist die Blüte bestäubt und der Pollenkern kann via Griffel in den Fruchtknoten gelangen und dort mit der Eizelle verschmelzen. Daraus bilden sich Samen für eine neue Pflanze.
Da die Staubblätter des Wiesensalbeis früher blühreif sind, nennt man sie vorstäubend. Mit dieser Vorrichtung wird die Fremdbestäubung gefördert und die Selbstbestäubung gehemmt. Wenn Pollenkörner von Staubblättern auf die Narbe derselben Blüte übertragen werden, spricht man von Selbstbestäubung. Dies gilt auch, falls Pollenkörner auf die Narbe anderer Blüten der gleichen Pflanze übertragen werden. Überträgt eine Biene Blütenstaub von einem Wiesensalbei auf einen danebenstehenden Wiesensalbei, so handelt es sich um Fremdbestäubung.
Es gibt Pflanzen, die nach Selbstbestäubung reichlich Früchte tragen, so z. B. Erbsen, Bohnen und Weizen. Andere Pflanzen bringen nur nach Fremdbestäubung Früchte hervor, wie z. B. Apfel-, Birn- und Kirschbäume. Fremdbestäubung hat den Vorteil, dass die genetische Vielfalt und damit die Anpassungsfähigkeit dieser Pflanzen hoch ist. Diese bringt der Pflanze neue Merkmale, die für sie von Vorteil sein können, insbesondere bei sich verändernden Umweltbedingungen.
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