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Veröffentlicht 17. Oktober 2023

Grippe – fast jeden Winter dasselbe

  • Text: Ernst Hofmann, Unterkulm
  • Bild: Arek Socha auf Pixabay
  • Urheber-/Nutzungsrechte: Link öffnen

Mit Husten, Schnupfen, Augentränen und Mattigkeit beginnt sich eine Grippe bemerkbar zu machen. Starkes Fieber, Schüttelfrost und Gliederschmerzen folgen. Nach ungefähr vier Tagen lassen die Beschwerden nach. Trotzdem fühlt man sich noch schwach. Die Grippe, auch Influenza oder Virusgrippe genannt, tritt meist epidemisch und weltweit auf. Jährlich sind nach Schätzungen der WHO 10 bis 20 % der Weltbevölkerung betroffen. Es gab im 20. Jahrhundert mehrere schlimme Grippeepidemien wie die Spanische, Asiatische oder die Hongkong-Grippe, denen mehrere Millionen Menschen zum Opfer fielen.

Das Virus dringt über die Schleimhaut der Atemwege, des Mundes und der Augen in den Körper ein. Es erreicht diese Eintrittsorte durch Tröpfcheninfektion, also über den Kontakt der Schleimhaut mit Tröpfchen, die beim Niesen, Husten, Sprechen oder Atmen von infizierten Personen entstehen. Trockene Raumluft in geheizten Räumen und die niedrige Luftfeuchtigkeit im Winter begünstigen Aerosole und könnten ein Grund für das Auftreten von Grippewellen im Winter sein.

Das Gefährliche an der Influenza sind oftmals nicht die Viren selbst, sondern die bakterielle Sekundärinfektion, die auf eine Grippeerkrankung folgen kann. Da der Organismus durch den Virusinfekt bereits geschwächt ist, können Bakterien leichter in den Körper eindringen, sich vermehren und zu weiteren Krankheiten wie zum Beispiel Lungenentzündung führen.

Viren sind etwas Besonderes. Sie sind aus biologischer Sicht keine Lebewesen, da sie keinen eigenen Stoffwechsel (Atmung, Verdauung), keine Bewegung, kein Wachstum und keine eigene Fortpflanzung haben. Sie haben nicht wie alle Lebewesen (Bakterien, Pflanzen, Tiere bis zum Menschen) einen Zellaufbau, sondern bestehen nur aus einer Eiweisshülle und dem Erbmaterial. Ausserdem sind sie extrem klein, deutlich kleiner als Bakterien, sodass man sie nur unter dem Elektronenmikroskop sichtbar machen kann. Gelangt ein Virus in eine lebende Zelle, so bewirkt dies, dass der Stoffwechsel dieser Zelle auf die Bedürfnisse des Virus umprogrammiert wird. Man nennt die betroffene Zelle Wirtszelle, weil sie den eingedrungenen Erreger mit allem notwendigen Material «bewirtet». Die Wirtszelle produziert in vielfacher Ausführung die Eiweissstoffe und die Erbsubstanz des Virus. Diese Virusbausteine lagern sich in der Wirtszelle zu zahlreichen neuen, vollständigen Viren zusammen. Die Wirtszelle platzt, die Viren werden freigesetzt und können sofort neue Zellen befallen, dies bereits nach nur einer halben Stunde.

Viren können einen neuen Wirt wie den Menschen jedoch nicht einfach stürmen. Sie brauchen einen Schlüssel, um in dessen Zellen einzudringen. Dafür benutzen sie Eiweisse auf unserer Zelloberfläche. Nur wenn diese zu den Eiweissen auf der Virusoberfläche passen, können sie uns infizieren. Unser Abwehrsystem (Immunsystem) wehrt sich und bildet Abwehrstoffe (Antikörper) und Gedächtniszellen, die die Erreger bekämpfen. Befallen Grippeviren desselben Typs unseren Körper ein zweites Mal, kann unser Immunsystem diese unschädlich machen, wir sind immun.

Leider verändern sich die Influenzaviren ständig durch Mutationen des Erbgutes und bilden dadurch häufig neue Varianten. Durch diese Änderungen wird unser Abwehrsystem (= Immunsystem) umgangen. Deshalb kann man sich im Laufe seines Lebens öfter mit Grippe anstecken und erkranken. So muss auch der Influenza-Impfstoff nahezu jedes Jahr neu angepasst werden.
 


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