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Veröffentlicht 22. September 2023

Wespen – Nützlinge mit schlechtem Ruf

  • Text und Bild: Ernst Hofmann, Unterkulm
  • Urheber-/Nutzungsrechte: Link öffnen

Im Spätsommer scheinen Wespen besonders zahlreich zu sein und können uns manches Picknick im Freien verderben. Von den mehreren Wespenarten in der Schweiz sind nur zwei Wespenarten «gloschtig» auf unser Picknick, nämlich die Gemeine Wespe und die Deutsche Wespe. Auch Hornissen zählen zu den Wespen. Sie können einem Picknick aber nur wenig abgewinnen. Lassen sie sich doch einmal dabei blicken, so sind sie wohl auf der Jagd nach einer Deutschen oder Gemeinen Wespe. Menschen gegenüber verhalten sie sich sehr friedlich und ergreifen eher die Flucht. Sie stechen nur, wenn sie gequetscht werden oder ihr Nest gestört wird. Das Sprichwort «Sieben Hornissenstiche töten ein Pferd, drei einen Erwachsenen und zwei ein Kind» hält sich hartnäckig in den Köpfen vieler Menschen. Ihr Stich ist zwar schmerzhafter, aber weniger giftig als ein Wespenstich!

Die Picknick-Wespen und die Hornissen gehören zu den sozialen Wespen, die sich durch eine klare Arbeitsteilung und intensive Brutpflege auszeichnen. Sie bilden also eine Grossfamilie aus einer Königin, sehr vielen unfruchtbaren, weiblichen Arbeiterinnen und im Spätsommer aus einigen männlichen Tieren und jungen Königinnen.

Jeder Wespenstaat wird im Frühjahr neu gegründet durch eine junge Wespenkönigin, die ganz allein auf sich gestellt ist, im Gegensatz zu den Honigbienen, die als ganzes Volk überwintern. Sie baut ein neues Nest mit Waben aus «Papier», das mit Holz und Speichel hergestellt wird. Dann legt sie ihre ersten Eier in die Waben ab. Sind die Larven geschlüpft, füttert die Königin die Larven mit toten Insekten. So wächst eine erste Generation von Arbeiterinnen heran, die fortan für die Erweiterung und Pflege des Nestes sowie die Versorgung der Larven verantwortlich sind. Die Königin verlegt ihr Kerngeschäft nun auf die Eiablage und verlässt das Nest nicht mehr. Deshalb schwärmen die Arbeiterinnen auf der Suche nach Nahrung aus, um die Brut zu versorgen. Sie sind dabei auf zwei Grundstoffe angewiesen: Eiweisse (Proteine) zur Fütterung der Larven und zuckerhaltige Stoffe als Energielieferant für den eigenen Körper. Die Proteine liefern ihnen Fliegen, Mücken, Raupen, Spinnen, Blattläuse oder Heuschrecken, die sie zerkleinern und den Larven füttern. Die Wespen helfen so als Insektenvertilger, Schadinsekten bei Obst und Gemüse in Schach zu halten. Die Kohlenhydrate erhalten sie von Honigtau, saftigen Früchten und Zuckersaft von den Larven, den sie den Arbeiterinnen bei der Fütterung als Speicheltropfen abgeben. Zusätzlich holen sie Nektar aus Blüten und sind damit wertvolle Bestäuber unserer Wild- und Kulturpflanzen.

Am Ende des Sommers werden die Männchen und die neuen Königinnen geboren. Dabei gibt es für die Arbeiterinnen weniger Larven zu versorgen, da sich die meisten Larven verpuppt haben und nicht mehr mit Eiweissen gefüttert werden müssen. Dadurch fehlen den Arbeiterinnen auch die zuckerhaltigen Speicheltropfen, die sie von den vielen Larven während der Brutpflege als Energielieferanten erhalten haben. Nahrungsknappheit tritt auf, sodass die Arbeiterinnen gezwungen sind, ausserhalb des Nestes nach Energiequellen zu suchen. Dies erklärt auch, weshalb sich die Picknick-Wespen vermehrt am Gartentisch melden.

Im Laufe des Spätsommers stirbt die alte Königin und zugleich löst sich der Staat auf.

Die geschlechtsreifen Wespen schwärmen aus, um einen Platz zum Überwintern zu finden. Ausser den jungen Königinnen sterben alle Mitglieder des einjährigen Sommerstaates.

 

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