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Veröffentlicht 22. August 2023

Kreuzspinnen – Liebesleben mit tödlicher Gefahr

  • Text und Bild: Ernst Hofmann, Unterkulm
  • Urheber-/Nutzungsrechte: Link öffnen

Spinnen werden oft mit Insekten verwechselt. Beide unterscheiden sich aber durch mehrere Merkmale. So haben Spinnen acht Beine, Insekten nur sechs. Auch ist der Körper bei Spinnen im Gegensatz zu Insekten nicht in Kopf, Brust und Hinterleib unterteilt, sondern besteht aus einem verwachsenen, festen Kopfbrustteil und einem weichen Hinterleib.

Kreuzspinnen haben ihren Namen von dem charakteristischen Kreuz auf dem Hinterleib. Männliche und weibliche Tiere können nach äusseren Merkmalen wie Färbung, Grösse unterschieden werden. Unsere häufigste Kreuzspinne, die Gartenkreuzspinne, gehört zu den grössten einheimischen Spinnen, wobei die Weibchen mit bis 2 cm Länge rund dreimal grösser werden als die Männchen.

Die Kreuzspinnen gehören zu den Radnetzspinnen und ernähren sich von anderen Tieren, meist Insekten, die sie mit einem selbstgebauten, kunstvollen Radnetz fangen. Beim Bau des regelmässigen Radnetzes gehen sie stets nach gleichem, angeborenem Plan vor. Der Faden für das Netz wird aus verschiedenen Spinnwarzen des Hinterleibs ausgestossen. Die Spinnflüssigkeit erhärtet, wenn sie aus den Warzen tritt zum zähen elastischen Faden. Der erste Netzfaden, die Brücke, wird horizontal von einem Ast auf einen anderen gespannt. Die Spinne stellt sie sich dabei gegen den Wind und presst einen Faden aus, den der Wind mitnimmt, bis er zufällig irgendwo hängenbleibt. Dabei stammt der Faden für die Brücke aus allen Warzen und ist dicker und fester als die anderen. Danach befestigt sich die Spinne am eigenen Faden hängend, um die Rahmenfäden zu spannen, sodass je nach Platzverhältnissen ein mehr oder weniger regelrechtes Viereck entsteht. In den Rahmen hinein zieht sie die Speichenfäden wie Radspeichen auf. Dann legt sie eine Hilfsspirale. Diese dient nur als Hilfskonstruktion und wird entfernt und durch einen klebrigen Fangfaden ersetzt.

Das Radnetz wird aus zweierlei Fäden aufgebaut: glatte, klebstofffreie für den Rahmen, die Speichen und die Hilfsspirale des Netzes sowie mit Klebstoff versehene Fangspiralen, um Beutetiere festzuhalten. In der Mitte des Netzes, der Nabe, sind die Fäden fest verbunden. Hier oder auch ausserhalb des Netzes in einem Versteck lauert die Kreuzspinne auf eingefangene Beutetiere. Vom Versteck aus spannt sie einen Signalfaden, den sie mit ihren tastempfindlichen Klauen festhält und merkt an einer Erschütterung, ob sich ein Tier im Netz verfangen hat. Die Beute wird mit den starken Kiefern gebissen und mit einem eingespritzten Giftstoff gelähmt und damit die inneren Organe aufgelöst. Nach kurzer Zeit kann die Spinne den verflüssigten Beuteinhalt aussaugen, sodass nur noch der leere Insektenpanzer zurückbleibt. Für uns Menschen sind unsere einheimischen Spinnen nicht gefährlich, da sie unsere Haut nicht mit ihren Kiefern zu durchdringen vermögen.

Die Paarungszeit der Kreuzspinnen liegt zwischen August und September. Ist ein Männchen paarungsbereit, zupft es am Nest des Weibchens mit einem bestimmten Rhythmus, um die Paarungsbereitschaft zu signalisieren. Ist das Weibchen ebenfalls paarungswillig, kommt es dem Männchen entgegen. Auf dem sogenannten Hochzeitsfaden erfolgt dann die Paarung. Oft wird das Männchen nach der Paarung vom Weibchen getötet und verspeist. Im Herbst erzeugt die weibliche Kreuzspinne einen Eikokon, ein kugelförmiges Gespinst, das speziell zur Aufnahme und dem Schutz der Eier angefertigt wird. Nach der Eiablage wird der Kokon verschlossen und darauf stirbt die Kreuzspinne. Nach der Überwinterung der Jungtiere schlüpfen diese im Frühjahr und wachsen im Sommer zu ihrer normalen Grösse an.
 


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