Rosengalle – haarige «Rosenäpfel»
- Text und Bild: Ernst Hofmann, Unterkulm
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Im Herbst, wenn die Rosensträucher langsam ihre Blätter fallen lassen, stechen die haarigen, rötlichen Gallen an den Zweigen von Wildrosen ins Auge. Diese dekorativen, golfballgrossen Rosengallen, auch Rosenäpfel genannt, werden durch ein winzig kleines, unscheinbares Insekt, die Rosengallwespe, verursacht. Pflanzengallen sind Gewebewucherungen, die durch eine Verletzung, etwa durch einen Stich, reagieren. Es gibt viele verschiedene Pflanzengallen, die durch Wespen, Fliegen, Blattläuse oder Milben verursacht werden.
Wie der Name schon andeutet, hat sich die Rosengallwespe auf Rosen spezialisiert. Sie ist kaum grösser als 5 mm und besitzt einen auffälligen Stachel. Zwischen Mai und Juni legen die Weibchen der Rosengallwespe ihre Eier direkt in die frischen Blattknospen ihrer Wirtsrosen. Nach wenigen Tagen schlüpfen bis zu zwei Dutzend Larven aus ihren Eiern und beginnen, sich durch das Pflanzengewebe zu fressen. Die schlüpfenden, weisslichen Larven besitzen schon die Grösse der Wespen, was natürlich immer noch winzig ist. Die Larven scheiden ein Sekret aus, das an den Rosen eben diese Wucherungen hervorruft, die Rosenäpfel genannt werden. Um die Larve herum bildet sich eine Kammer, die ihr Schutz bietet und eine gute Nahrungsquelle darstellt. Während die Larven im Innern heranwachsen, ändert die Galle nicht nur ihre Grösse, sondern nach und nach ihre Farbe von grün zu gelb und rot. Die langen haarartigen Anhänge der Rosengallen bieten einen zusätzlichen Schutz vor Fressfeinden.
Erst Ende Sommer, Anfang Herbst, wenn der «Rosenapfel» schon ausgedörrt ist, verpuppt sich die Larve und verbringt den Winter in ihrer Kammer als Puppe. In dieser Zeit findet die Umwandlung von der Larve zum Insekt statt. Im Frühjahr erwachen die Lebensgeister der Rosengallwespe und sie frisst sich erst durch die harte Galle, um sich danach durch den zotteligen Wuschelkopf ins Freie zu kämpfen. Dies ist der Start der neuen Flugphase und der Zyklus beginnt von vorn.
Da die Wucherungen, welche die Rosengallwespe verursacht, keine echte Schadwirkung auf die Pflanze haben, erübrigt sich eine Bekämpfung grösstenteils. Es empfiehlt sich bei einem extremen Befall, die Gallen zu entfernen und zu vernichten, zum Beispiel zu verbrennen. Dadurch wird die Gefahr eines erneuten Befalls im Frühjahr verringert.
Wie komplex das Nahrungsnetz innerhalb des Ökosystems der Rosengalle ist, zeigen weitere Erkenntnisse. Zusätzlich zu den Gallwespen gibt es auch Schlupf- und Erzwespen mit einem Legestachel, die die Larven der Rosengallwespen innerhalb der Gallen befallen und damit die Wirtslarve parasitieren. Dabei ernähren sie sich von der Wirtslarve, sind also Parasiten im Parasiten. Im Herbst haben sie ihre Entwicklung abgeschlossen und verlassen die leergefressene Wirtslarve und verpuppen sich innerhalb der Galle, wo sie auch überwintern. Im Frühjahr frisst die geschlüpfte, ausgewachsene Schlupfwespe ein Loch durch die Gallenwand und verlässt die Galle.
In Mitteleuropa sind Männchen der Rosengallwespe extrem selten, da aus den unbefruchteten Eiern der Weibchen nur Weibchen schlüpfen können. Man geht davon aus, dass bestimmte Bakterien, die bevorzugt in den Zellen der Geschlechtsorgane der männlichen Gallwespen auftreten, die Entwicklung der männlichen Nachkommen verhindern.
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