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Veröffentlicht 26. August 2022

Turteln wie die Tauben

  • Text und Bild: Ernst Hofmann
  • Urheber-/Nutzungsrechte: Link öffnen

Die häufigsten Tauben in den Städten, Haustauben oder Stadttauben genannt, stammen von der rund ums Mittelmeer vorkommenden Felsentaube ab. Teils sind verwilderte Zuchttauben eingekreuzt, das Gefieder kann daher sehr verschieden gefärbt und gemustert sein.

Sie leben wie ihre Vorfahren gesellig. Vieles wird im Schwarm erledigt, vom Fressen über das Baden bis hin zum Ruhen und Schlafen. Dennoch, bei allem Kollektivgeist, die Ehe gilt für die Tauben als eine Sache zu zweit und das auf Dauer. Taubeneheleute brauchen einander zwingend, es ist sozusagen eine Zweckehe.

Das Schöne daran ist, dass die Tauben uns in unserer unmittelbaren Umgebung an ihrem Liebesleben teilhaben lassen. Ihre vielfältigen Liebesspiele können in der Luft, auf Bäumen und Gebäuden oder auf dem Boden stattfinden. Da trippelt der Täuberich um seine Taube, zeigt die Schmuckfedern an seinem Hals, verbeugt sich mehrmals tief vor seiner Braut und sagt dabei „Turrr-turrr-turrr“. Das ist also das richtige Turrrteln!

Haben sich Taube und Täuber gefunden und für ein Leben zu zweit entschieden, so zeigen sie dies durch gegenseitiges Gefiederkraulen und Schnäbeln. Dabei steckt ein Vogel seinen Schnabel in den Schnabel seines Partners. Erst jetzt folgt der Deckakt, bei dem sich die Täubin bereitwillig abduckt.

Dann legt das Taubenweibchen in der Höhle eines Gebäudes oder eines Felsens zwei Eier in ein schlichtes Nest aus Grashalmen. Gebrütet wird gemeinsam. Die Rollen sind klar verteilt. Der Täuber bevorzugt die Frühschicht, ab Nachmittag und die ganze Nacht hindurch tritt das Weibchen den Brutdienst an. Auch für die Fütterung der Jungtauben sind beide Partner zuständig. Taube und Täuber produzieren die Fertignahrung als eine Art Milchbrei. Dies ist einmalig in der Vogelwelt. Es handelt sich dabei um eine quarkähnliche Masse, die im Kropf entsteht und deshalb auch Kropfmilch genannt wird. Die Arbeitsteilung ist ausgewogen. Während das Männchen die Versorgung der Jungtauben fortführt, beginnt das Weibchen schon mal mit dem nächsten Gelege. Man spricht dabei von Schachtelbruten, wenn sich aufeinander folgende Bruten eines Paares überlappen.  Mit dieser Methode können bis zu sechs Bruten im Jahr erreicht werden. Bei diesem straffen Familienplan muss die Beziehung zwischen den Partnern einfach stimmen. Das Nestrevier wird vom Taubenpaar meist lebenslang beibehalten und wird gegen andere Interessenten verteidigt.

Seit mehr als tausend Jahren werden Tauben zur Übermittlung von Nachrichten eingesetzt. Brieftauben können mit einer Geschwindigkeit von über 150 km/h und bis 1000 km pro Tag zurücklegen. Um sich in der Fremde zurechtzufinden, besitzen Tauben einen besonderen Magnetsinn und können sich so am Magnetfeld der Erde orientieren. Mit dieser Technik wissen sie auch bei schlechtem Wetter, wo es lang geht. Ihre innige Beziehung an den Partner treibt sie an, immer wieder zurück in ihre angestammte Heimat zu fliegen.


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