Ambulant oder stationär?
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In den USA beträgt der Anteil der ambulanten Operationen knapp 80%, in europäischen Nachbarstaaten der Schweiz stieg der Anteil auf ca. 40% bis 50%. Nach Schätzungen beträgt der Anteil ambulant durchgeführter Eingriffe in der Schweiz ca. 20%.
Warum ist der Anteil ambulanter Operationen hier so niedrig im Vergleich zu anderen Gesundheitssystemen?
Zum einen geht es dem Schweizer Gesundheitswesen trotz immer wieder von verschiedenen Interessengruppen publizierter anderslautender Beteuerungen noch relativ gut, es findet sozusagen ein «Jammern» auf hohem Niveau statt.
Die operativ tätigen Ärzte sind häufig nicht an einer ambulanten Behandlung interessiert, da sie für eine stationäre Massnahme deutlich mehr bekommen, die Spitäler verdienen ebenfalls am stationären Patienten mehr.
So sind es häufig die Krankenkassen, die auf eine ambulante Operation drängen. Inzwischen gibt es sogar eine von einem Kassenverbund publizierte Liste an Operationen, die nur noch ambulant bezahlt werden. Hierunter beispielsweise auch Kniespiegelungen. Nun ist Kniespiegelung nicht gleich Kniespiegelung. Häufig bestehen neben einer etwaigen Meniskusproblematik eben noch andere Knieprobleme, die natürlich während der gleichen Operation angegangen werden. Patienten sind eventuell fortgeschrittenen Alters, kommen nicht alleine am Operationstag zu Hause zurecht, haben keine Angehörigen, die nach ihnen schauen können, wohnen im 4. Stock ohne Aufzug etc.
Dies alles ist jedoch für einige Krankenkassen unwichtig, es wird nur noch die ambulante Operation bezahlt. Für etwaige dadurch aufgetretene Komplikationen bezahlt dann die Allgemeinheit bzw. letztendlich der Patient mit seiner Gesundheit.
Wichtig wäre also bei jedem Patienten individuell zu entscheiden, ob eine ambulante Operation möglich und sinnvoll ist. Dies ist wie oben beschrieben auch von Begleitkrankheiten und vom sozialen Umfeld abhängig.
Weiterhin muss auch ein gewisser Anreiz geschaffen werden. Solange die Vergütung für ambulante Operationen teilweise (dies variiert stark von Fachgebiet zu Fachgebiet) so schlecht ist, dass nicht einmal Materialaufwand und Angestelltenvergütung abdeckt werden, wird es von Seiten der Leistungserbringer wenig Interesse an einer Steigerung der ambulanten Operationen geben.
Dr. Michael Kettenring
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