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Veröffentlicht 07. März 2018

Ambulant vor stationär

  • Bild: Annie Spratt auf Unsplash
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Viele Leser haben es wahrscheinlich schon vernommen. Ab 1. Januar 2018 müssen bestimmte Behandlungen, welche bisher meist stationär – das heisst mit ein bis zwei Übernachtungen im Spital – durchgeführt wurden, zukünftig ambulant durchgeführt werden.

Der Kanton möchte dadurch Kosten sparen, da er für 55% der stationären Kosten einstehen muss, die Krankenversicherer für 45%. Ein verständlicher Wunsch, denn viele Operationen lassen sich inzwischen mit gleich guten Ergebnissen ambulant durchführen. Dies kommt auch vielen Patienten entgegen, die am Operationstag gerne wieder im eigenen Bett schlafen möchten, statt vielleicht in einem Mehrbettzimmer im Spital.

Der Systemwechsel verlangt jedoch vom Patienten, vom Arzt, vom Spital und letztendlich zukünftig auch vom Kostenträger, das heisst von den Krankenkassen, einige Anpassungen.

Der Patient muss ausführlich über sein Verhalten nach der Operation aufgeklärt sein. Auch über mögliche Komplikationen und er muss wissen, an wen er sich im Notfall wenden kann. Der betreffende Chirurg muss jederzeit erreichbar und verfügbar sein. Falls nicht, muss ein entsprechender Vertreter benannt sein. Rezepte für Schmerzmittel sollten schon beim Vorgespräch in der Praxis mitgegeben worden sein, nach der Operation kann der Patient häufig nicht mehr selbst in die Apotheke gehen. Kontrolltermine in der Praxis sollten schon vorher vereinbart sein.

Von Seiten des Spitals muss zukünftig eine entsprechende Infrastruktur für eine steigende Anzahl von ambulanten Patienten vorgehalten werden. Schliesslich muss auch von den Kostenträgern noch einiges geschehen. Einige innovative Operationsverfahren werden in Zukunft nicht mehr durchgeführt werden, weil die ambulante Bezahlung hierfür nicht mehr ausreicht. Einen Gewinn können Arzt und Spital nur noch mit extrem effizienter ambulanter Behandlung generieren. Das heisst: schnelle Operation, schnelle Wechselzeit bis zum nächsten Patienten, kurze Verweildauer. Wo bleibt hier der Raum für innovative, patientenschonende Operationstechniken, die vielleicht 10% an Zeit länger dauern oder für die Anleitung junger Kollegen, die ebenfalls nicht mehr bezahlt wird? Für die Behandlung gibt es immer den gleichen Punktewert (letztendlich dann Geld). Egal ob die Behandlung schonend, innovativ, ein Standartverfahren, mit oder ohne zusätzliche Betäubung zur Schmerzausschaltung nach der Operation war, oder eben nicht.

Wir führen zumindest von Seite des ZOC Wynental in Zusammenarbeit mit dem Spital Menziken die ambulanten Behandlungen nach dem neuesten Stand der Technik durch. Die Patienten sind damit bisher sehr zufrieden. Inwieweit das jedoch in Zukunft kostendeckend möglich sein wird (zur Zeit ist es dies nicht) bleibt abzuwarten.


Dr. med. Michael Kettenring


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