Das leidige Thema Geld
- Text: zvg
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Wir haben einen schönen Beruf mit einem hohen sozialen Status und im besten Falle macht er uns wohlhabend, nicht reich. Reich wird man in der freien Wirtschaft, wir – mit Ausnahme der Schönheitschirurgie – bewegen uns im System der solidarischen Sozialversicherung.
Die Ressourcen hier sind knapp bemessen und müssen immer wieder zwischen den Playern in diesem System – Krankenkassen, Ärzte, Spitäler, Pharmaindustrie etc. – neu verhandelt und aufgeteilt werden.
Zumindest die meisten von uns haben Freude an ihrer Tätigkeit. Sie versuchen nach bestem Wissen und Gewissen ihre Patienten zu behandeln. Sind diese zufrieden, werden sie uns weiterempfehlen und wir werden auch übermorgen noch genug zu tun haben.
So weit so gut.
In letzter Zeit hört man jedoch immer wieder von Auswüchsen des Systems. Warum kostet z.B. eine kleine Metallschraube mit 2 Fäden daran, mit der ich Sehnen an der Schulter wieder an den Knochen nähe, mit 270 Franken 150 Mal mehr wie eine gleichwertige im Baumarkt, nur weil sie im medizinischen Bereich benutzt wird? Verrechnet man die Kosten für die Entwicklung, Zulassung, Sterilisation, dürfte die Schraube eigentlich nur 10 Mal so teuer sein. Warum sind Medikamente des gleichen inländischen Herstellers im benachbarten Ausland nur halb so teuer? Und warum ist es bei einem Gelenkersatzimplantat ebenso? Aber auch Ärzte sind an dieser Kostentreiberei beteiligt. Abgerechnete Leistungen, die nicht erbracht wurden. Anpreisen von sinnlosen Therapien, für die der Patient dann selbst bezahlen soll, weil bisher jeder Beweis für die Wirksamkeit fehlt oder Durchführen von Operationen, die letztendlich nicht notwendig sind. Wir dürfen also keineswegs immer nur auf die anderen zeigen und dort Einsparungen anmahnen. Die meisten von uns haben sicher den Beruf gewählt, um Menschen zu helfen. An uns wird ein sehr hoher ethischer Massstab angelegt, den wir auch von uns selbst einfordern müssen. Gehälter in der gleichen Höhe wie CEOs von Grossunternehmen sind im Gesundheitswesen genauso unangebracht wie in der freien Wirtschaft. Genauso zu werten sind Vorstellungen in der Ärzteschaft, für besonders gute Leistungen (z.B. besonders schonende Nahttechnik bei Operationen) eine private Zusatzzahlung von Seiten des Patienten zu verlangen. Wir sollten eigentlich immer nur das Beste abliefern wollen, ungeachtet vom Versicherungsstatus des Patienten.
Dr. med. Michael Kettenring
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