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Veröffentlicht 28. April 2020

Chronische Gelenkschmerzen

  • Bild: Ron Lach auf Pexels
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Weltweit stehen Arthroseschmerzen von Gelenken an Position 13 der chronischen Schmerzen, Knieschmerzen an Platz der 1 der orthopädischen Schmerzen bei über 60-Jährigen. 

Und um es vorweg zu sagen, nicht jedem dieser Patienten kann man aus ärztlicher Sicht helfen. Gerade bei früher relativ häufig durchgeführten Operationen, wie dem  «Useputze» des Kniegelenkes per Schlüssellochtechnik oder der Erweiterung des den Sehnen zur Verfügung stehenden Raumes durch Einfräsen des Schulterdachknochens hat sich in den letzten Jahren durch Studien gezeigt, dass diese Operationen nur unzureichende Verbesserungen der Schmerzen zur Folge haben.

Der Gelenkersatz des Kniegelenkes hat beispielsweise gute Ergebnisse, aber hauptsächlich bei weit fortgeschrittener Arthrose und bei älteren Patienten. Es handelt sich hier nicht um eine «Lifestyle»-Operation, gerade bei jüngeren Patienten mit starken Beschwerden in Korrelation zu ihrem geringen Arthrosegrad ist sie häufig kontraproduktiv und zeigt in Studien schlechtere Ergebnisse.

In jüngeren Jahren, das heisst kniespezifisch unter 60 Lebensjahren, ist vor allem der Patient selbst gefragt. Übergewicht führt über 5-mal häufiger zu Arthrosebeschwerden, eine Reduktion des Gewichtes von mehr als 10% vermindert bei vielen Patienten signifikant die Beschwerden. Die Funktion der Kniestreckmuskulatur, sowohl die Kraft, als auch die Dehnungsfähigkeit, korreliert mehr mit Knieschmerzen als der röntgenologische Arhrosegrad. Es wäre also von Vorteil darauf hinzuwirken, sich nicht nur ausreichend zu bewegen, sondern auch z.B. mittels Heimprogramm die Dehnungsfähigkeit des Oberschenkels zu verbessern und danach zu erhalten.

Beim Sportler ist es manchmal umgekehrt. Er tendiert dazu, bei Gelenkschmerzen während oder nach dem Sport Schmerzmittel oder andere Medikamente einzunehmen, um möglichst schnell wieder fit zu sein. Hier wäre häufig eine längere Regeneration und das Ausheilenlassen des Überlastungs- oder Entzündungsprozesses von Vorteil.

Zusammenfassend ist es für gelenkchirurgisch tätige Ärzte nicht nur Aufgabe, die etwaigen Gelenk­eingriffe gut durchzuführen und den passenden Patienten die richtigen Operation zukommen zu lassen. Dies sollte eigentlich jeder während seiner Ausbildung gelernt und durch viel Erfahrung verbessert haben. Es ist auch Aufgabe von Ärzten und Therapeuten auf die Eigenverantwortung des Patienten hinzuarbeiten. Damit würden sich sicher langfristig bei vielen auch unnötige Operationen vermeiden lassen.

Dr. Michael Kettenring


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