Der Pikett- und Notfalldienst
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Viele Leserinnen und Leser des Dorfheftli haben sich wahrscheinlich schon einmal gefragt, wie ein ärztlicher Notfalldienst an einem Spital organisiert ist. Deshalb möchte ich einmal kurz skizzieren, wie dies an einem Regionalspital – in diesem Fall Menziken – gehandhabt wird.
Die beiden grösseren Abteilungen haben jeweils 3 (Chirurgie) bzw. 2 (Innere Medizin) Ärzte, die am Notfalldienst teilnehmen. Dieser geht immer 24 Stunden, in der Chirurgie beispielsweise von 7.00 Uhr bis 7.00 Uhr am nächsten Tag. Das heisst, der diensthabende Arzt ist 24 Stunden für alle Notfälle in seinem Fachbereich verantwortlich.
Primär werden alle Notfallpatienten des Spitals durch einen Assistenzarzt gesehen und dann bei Fragen oder Unklarheiten der diensthabende Chirurg oder Internist kontaktiert. Dieser entscheidet letztendlich auch über die Behandlung oder gegebenenfalls über die stationäre Aufnahme, eventuell über die OP-Notwendigkeit und führt die OP natürlich auch selbst durch.
Das heisst, pro Jahr hat man als Chirurg ca. 120 Tage Bereitschaftsdienst neben der sonstigen Tätigkeit als selbständiger (ich) oder angestellter Kollege (Drs. Cober und Wichmann) am Spital, bei den internistischen Ärzten ist die Dienstbelastung noch höher.
Das heisst andererseits nicht, dass man bei jedem verstauchten Knöchel gerufen wird, um diesen zu beurteilen. Das können in den meisten Fällen die Kollegen am Anfang ihrer Facharztausbildung nach entsprechender Anleitung selbständig. Auch deshalb sind Behandlungsrichtlinien, an denen sich die jungen Kollegen orientieren können, sehr wichtig für die Abläufe und Qualität der Behandlung.
Ergeben sich jedoch Fragen oder stellt sich gar die Frage nach einer Operation (z.B. Blinddarm, Knochenbruch, Ausrenkung von Gelenken etc.), wird der diensthabende Facharzt kontaktiert und dieser entscheidet weiter. In der Chirurgie ist es häufig so, dass der Patient dafür natürlich gesehen werden muss. Um zu entscheiden, ob bei ansonsten passenden Befunden eine Blinddarmentfernung notwendig und wie dringend sie ist, muss man den Patienten eben untersuchen. Eine stark verschobene Knöchelfraktur muss primär stabilisiert werden, egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit. Ebenso kann man eine ausgerenkte Schulter eben nicht mehrere Stunden «liegenlassen», nur um nachts nicht ein Team von mehreren Personen (Anästhesie, ggf. OP-Personal) aufbieten zu müssen.
Dr. Michael Kettenring
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