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Veröffentlicht 07. April 2021

Regional macht immer noch Sinn

  • Bild: Sasin Tipchai auf Pixabay
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Chirurgie ist ein Handwerk wie viele andere auch. Das heisst, um bestimmte Dinge gut durchführen zu können, braucht es eine gewisse Übung. Diese Übung erlangt man durch eine gute und breite Ausbildung auf verschiedenen Gebieten der Chirurgie, um seine handwerklichen Fähigkeiten zu entwickeln und später einmal zu optimieren.

Jeder ohne die sprichwörtlich zwei linken Hände kann dies lernen. Es ist sozusagen mit Fussball vergleichbar. Um ein kompletter Spieler zu werden, reicht es heute nicht mehr, einfüssig zu sein oder das Kopfballspiel zu vernachlässigen. Nur beidfüssige, sowohl in Spielverständnis, Dribbling und auch Abwehrverhalten geschulte Spieler können heute noch erfolgreich sein.

Zurzeit gibt es ja die Diskussion um die Zentralisierung der Gesundheitsversorgung auf spezialisierte Kliniken. Dies macht bei komplexen medizinischen Fragestellungen auch Sinn, da diese selten im regionalen Spital gesehen werden. Zur Zeit wird diese Diskussion jedoch so geführt, also ob es notwendig wäre, nahezu JEDE medizinische Behandlung oder Operation durch eine spezialisierte Klinik durchführen zu lassen. Eine hochqualitative Versorgung wäre in einem regionalen Spital nicht mehr möglich. Dem muss ich vehement widersprechen. Es kommt letztendlich immer auf die Qualität der behandelnden Ärzte an. Ist diese hoch, wird die Qualität gut ausfallen. Ist sie mässig, werde ich auf Dauer auch nur mässige Ergebnisse bekommen. Dies trifft für ein Regionalspital ebenso zu wie für ein Spital der Maximalversorgung, eine Hausarzt- oder Spezialistenpraxis.

Nur ein komplett ausgebildeter Chirurg oder Orthopäde besitzt die handwerklichen Voraussetzungen, um reproduzierbar gute Ergebnisse zu erreichen. Und nicht der, der sich schon kurz nach Beginn seiner Ausbildung auf beispielsweise ein Gelenk konzentriert. Um es wieder mit dem Fussball zu vergleichen, würde es auch keinen Sinn machen, Stürmer nur noch im Kopfballspiel auszubilden. Das können sie später dann besonders gut, aber den einfachen Rechtsschuss verwerten sie nicht, da sie es nicht gelernt haben.

So ist es auch bei der Implantation von Gelenken durchaus von Vorteil, wenn man in der Bauchchirurgie gelernt hat, grössere Blutungen zu stoppen.

Nicht falsch verstehen. Als Chirurg braucht man Training. Unter eine gewisse Häufigkeit von Operationen für bestimmte Gelenke sollte man nicht kommen. Erreicht man diese nicht, sollte man die Patienten woanders hinschicken. Erreicht oder übertrifft man sie, sind diese mit hoher Patientensicherheit auch an einem regionalen Spital möglich.

Dr. Michael Kettenring


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