Die ausgerenkte Schulter
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Die Schulter ist das beweglichste Gelenk des Menschen und ein Kugelgelenk. Einer grossen Kugel, dem Oberarmkopf steht eine relativ kleine Pfanne schulterblattseitig gegenüber. Die Kapsel sowie die Bänder sind sehr locker angeordnet, was einerseits eine grosse Beweglichkeit bewirkt, andererseits die Gefahr birgt, dass das System zu beweglich wird, im schlimmsten Fall ausrenkt.
Die Medizin unterscheidet Patienten mit einer gewissen anatomischen Veranlagung für eine Ausrenkung. Bei diesen Personen sind die umgebenden Strukturen sehr locker, nicht nur an der Schulter, sondern meist auch an anderen Gelenken. Manche von diesen Menschen können sich sogar die Schulter willentlich aus- und wieder einrenken.
Davon strikt zu trennen sind die Ausrenkungen, welche sich durch einen Unfall, etwa durch einen Sturz ereignet haben. Diese können die Patienten häufig nicht selbst wieder einrenken, dies muss meist im Spital geschehen mit einer Betäubung.
Ich selbst halte sogar eine kurze Narkose vonnöten, da man beim Einrenken der Schulter häufig mehr Schaden anrichten kann als beim Ausrenken, vor allem bei der erstmalig aufgetretenen Ausrenkung.
Ist die Schulter dann eingerenkt und der Patient mit einer Arm und Schulter fixierenden Bandage versorgt, muss nochmals ein Röntgenbild durchgeführt werden. Dies soll nachweisen, dass durch die Einrenkung nicht zusätzliche Schäden am Knochen entstanden sind und die Schulter wieder «drin» ist. Ambulant sollte dann auf jeden Fall eine weitere Diagnostik bezüglich Begleitverletzungen – hier ist v. a. die Rotatorenmanschette, eine die Schulter umgebende Sehnenplatte, zu nennen – durchgeführt werden.
Die Weiterbehandlung ist heute sehr differenziert und vor allem abhängig vom Alter, der sportlichen und beruflichen Aktivität, der Begleitverletzungen und natürlich vom Wunsch des Patienten. Es hat sich beispielsweise gezeigt, dass Patienten unter 25 Jahren mit einer hohen sportlichen Aktivität bei einer unfallbedingten Erstausrenkung ein sehr hohes Risiko haben, eine zweite und dritte Luxation zu erleben. Patienten im Alter über 30 Jahren mit niedriger sportlicher Aktivität haben auch bei unfallbedingter Erstausrenkung dagegen ein sehr geringes Risiko für weitere Ereignisse. Patienten über 50 wiederum haben ein eher hohes Risiko für Begleitverletzungen der Rotatorenmanschette, nach der dann speziell in dieser Patientengruppe geschaut werden muss.
Das heisst, dass jeder Patient individuell beraten werden muss auch wenn keine Operation ansteht. Die allermeisten Schulterinstabilitäten sind heutzutage gut physiotherapeutisch angehbar.
Dr. Michael Kettenring
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