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Veröffentlicht 06. Oktober 2021

Die Blinddarmentzündung – Eine Routinebehandlung oder doch noch ein Risiko?

  • Bild: Darko Djurin auf Pixabay
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Ich kam auf dieses Thema, da ich zuletzt einmal wieder bei einer Blinddarmentfernung «zu kämpfen» hatte. Das ist sehr selten, aber es kommt vor.

Bei einer Blinddarmentzündung ist der sogenannte Wurmfortsatz des eigentlichen Blinddarms betroffen. Dieser ist normal halbkleinfingerdick. Verfängt sich Stuhlgang darin oder auch einfach so entzündet dieser kleine Darmanteil, der sich im rechten Unterbauch befindet. Dies verursacht anfänglich leichte, dann immer stärkere Schmerzen v. a. im rechten unteren Bauchquadranten. Unbehandelt kann der Darm platzen und es ergibt sich eine Bauchfellentzündung, an der man prinzipiell sterben kann.

Die Diagnostik besteht in der typischen Vorgeschichte, im typischen Tastbefund (hier ist v. a. Erfahrung gefragt) und ggf. in einer apparativen Untersuchung wie Ultraschall oder CT. Beim hochgradigen Verdacht sollte kurzfristig operiert werden, obwohl es inzwischen auch Studien gibt, die eine erfolgreiche Antibiotikatherapie im frühen Stadium als gleichwertig ansehen.

Die Operation erfolgt heute in den Industrieländern per Bauchspiegelung über 3 kleine Schnitte mit einer stabförmigen Kamera und mit stabförmigen Instrumenten über einen Videomonitor. Weltweit wird jedoch immer noch die offene Entfernung über einen Schnitt im rechten Unterbauch durchgeführt.

Die endoskopische Technik funktioniert gut in ca. 95 % der Fälle. Der Körper behilft sich jedoch zur Abwehr der Entzündung damit, das betroffene Gewebe quasi «einzupacken». Dünndarmschlingen, sich im Bauch befindliches Fettgewebe wird vom Körper so um das Entzündungsgeschehen herumgelegt, dass eine Präparation mit den langen, stabförmigen Instrumenten schwierig sein kann und dieses Gewebe auch nicht vom eigentlichen Wurmfortsatz abzupräparieren ist. So, dass man schliesslich die Blinddarmentfernung offen durchführen muss, da man mit Hilfe von grösseren und anderen Instrumenten und einfach auch durch den Gebrauch der behandschuhten Finger das Gewebe manchmal leichter lösen kann.

Der Bauchchirurg freut sich diesbezüglich immer über normalgewichtige und nicht am Bauch vor­operierte Patienten. Auch bei einer offenen Op kann die Entfernung des Blinddarms zu einer Herausforderung werden, wenn man vor der «eigentlichen» Bauchdecke 20 cm Fettgewebe hat, man operiert dann sozusagen wie über einen Trichter. Oder es gibt starke Verwachsungen von Voroperationen, quasi Narben im Bauch, welche das Operieren ebenfalls deutlich erschweren können.

Die Antwort ist also: Ja, die Blinddarmentfernung ist eine Routineoperation, aber beim Zusammentreffen verschiedener Faktoren kann sie auch noch ein Risiko darstellen.

Dr. Michael Kettenring


Quelle: Dr. med. Michael Kettenring und Dr. med. Bernd Heinrich sind Belegärzte am Asana Spital Menziken AG

 


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