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Veröffentlicht 08. September 2021

Minced cartilage – ein neues OP-Verfahren nun auch im Wynental

  • Bild: Debora Alves auf Pixabay
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Eine Knorpelzelltransplantation war bisher die bewiesen beste Methode, um höhergradige Knorpelschäden zu behandeln. Hierzu waren immer zwei Operationen notwendig. Die Entnahme von Knorpelzellen per Kniespiegelung, danach die Anzüchtung der Knorpelzellen und das Einbringen in ein Trägermedium (konnte nicht in der Schweiz durchgeführt werden, nur in Deutschland) sowie schliesslich als Zweitoperation die Verbringung in den Knorpeldefekt ein paar Wochen später, wiederum per Kniespiegelung.

Die Kosten waren sehr hoch, die bürokratischen Hürden in der Schweiz noch höher. Aufgrunddessen wurde das Verfahren in der Schweiz kaum angewendet. Inzwischen macht jedoch ein einzeitiges Verfahren zunehmend von sich reden, das Verfahren des «minced cartilage», also des «zerkleinerten Knorpels». Wie bei vielem hat inzwischen der englische Begriff leider den deutschen abgelöst.

Die Operation basiert darauf, aus dem Randbereich oder dem Grund des bestehenden Schadens Knorpel zu gewinnen, mit diesem den Defekt aufzufüllen und das Ganze mittels eigenem Blutplasma, in welchem durch ein bestimmtes Verfahren Wachstumsstimulatoren angereichert sind, mit dem umliegenden Knorpel und dem darunterliegenden Knochen zu verkleben.

Die neueren Studienergebnisse sind sehr ermutigend, das Verfahren steht einer zweizeitigen Knorpeltransplantation kaum nach. Es ist mit deutlich weniger Bürokratieaufwand und Organisation im Vergleich zur Knorpelzelltransplantation verbunden. Die Operation ist mit nur einer Operation kurzstationär durchführbar.

Der Vorteil gegenüber anderen Verfahren wie z. B. der Mikrofrakturierung, welche bisher in solchen Fällen flächendeckend durchgeführt wurde, besteht darin, dass die neuen Knorpelstrukturen belastbarer und langlebiger erscheinen. Wie dies jedoch nach 5 oder 10 Jahren aussieht, kann man zurzeit noch nicht sagen.

Die bisherigen Studienergebnisse sind jedoch so vielversprechend, dass ich meinen Patienten dieses Verfahren anbieten möchte.

Die Nachbehandlung erfolgt wie bisher ebenfalls in einer sechswöchigen Kontaktbelastung mit Gehstöcken. Dies, um dem Knorpel genug Zeit zu lassen, belastbar und fest zu werden.

Wichtig: Für eine höhergradige Arthrose ist dieses Verfahren nicht geeignet. Es ist gedacht für einzelne, tiefe und begrenzte Schäden bei jungen und mittelalten Patienten.

Dr. Michael Kettenring


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