Die inverse Schulterprothese
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1985 hatte der Franzose Paul Grammont die aussergewöhnliche Idee, eine Schulterprothese zu entwickeln, bei der sich die Kugel nicht an der Oberarmseite befindet, sondern auf der ehemaligen Gelenkpfannenseite des Schulterblatts. Die Pfanne ist dann dementsprechend auf der Seite der früheren Kugel.
Hiermit lassen sich Verschleisserkrankungen der Schulter behandeln, bei denen höhergradige, nicht mehr rekonstruierbare Sehnenläsionen vorhanden sind. Beim älteren Menschen ist dies an der Schulter wesentlich häufiger der Fall als eine Arthrose, also einem Knorpelverschleiss der Gelenkflächen.
An Hüfte und Knie kommt es wegen der Gewichtsbelastung eher zu Knorpelverschleiss, an der Schulter aufgrund der geringeren Gewichtsbelastung und der grösseren Beweglichkeit und der damit höheren Sehnenbelastung eher zum Sehnenverschleiss.
Durch die Überlistung der Natur durch das Umkehren der Gelenkanteile können Patientinnen und Patienten heute meist auch noch schmerzarm und gut die Schulter bewegen, obwohl keine Sehnen mehr vorhanden sind und vorher ein schmerzhaftes und schlecht bewegliches Gelenk bestanden hat.
Auch bei stark verschobenen Oberarmkopfbrüchen oder Arthrosen bei gleichzeitigem Sehnenverschleiss beim älteren Patienten ist die inverse Prothese heute das Implantat der Wahl.
Die Operation ist standardisiert, dauert ca. 75 Minuten und benötigt eine Vollnarkose. Meist wird kurz vor der OP ein Schmerzkatheter an ein Nervengeflecht gelegt, welches Arm und Schulter schmerztechnisch versorgt. Wirkt dieser regelrecht, hat der Patient / die Patientin nach der Operation keine Beschwerden.
Aber auch hier können wie bei jeder anderen Operation Komplikationen auftreten. Über diese wird vor der Operation ausführlich aufgeklärt. Sie sind insgesamt selten, kommen jedoch leider vor.
Nach wenigen Tagen kann die Physiotherapie ambulant weiter durchgeführt werden. Eine Kontrolle findet nach ca. 10 Tagen, 6 und 12 Wochen in der Praxis statt. Meist können die Patientinnen und Patienten nach 6 Wochen schon den Arm über Schulterhöhe heben. Das Ziel der Operation ist jedoch die Schmerzreduzierung. Diese ist das eigentliche Ziel der Operation und wird meist erreicht.
Dr. med. Michael Kettenring
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