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Veröffentlicht 08. August 2014

Die steife Schulter

  • Bild: Pixabay auf Pexels
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Eine steife Schulter kann primär, d.h. ohne zu Grunde liegende Ursache, auftreten oder sekundär als Folge anderer Schultererkrankungen.

Die Schulter ist das beweglichste Gelenk des Menschen. Dies deshalb, weil ein relativ grosser Oberarmkopf in einer kleinen Schulterpfanne, Ausläufer des Schulterblatts, dreht. Zudem ist die Kapsel der Schulter sehr weit, die eingearbeitete Rotatorenmanschette hat die Aufgabe, das Schultergelenk bei Bewegung zu stabilisieren und zu zentrieren.

Kommt es nun zu einer Entzündung der Gelenkkapsel, verdickt sich diese und nimmt deutlich an Elastizität ab, sodass die Beweglichkeit der Schulter in jede Richtung abnimmt. Bei den sekundären Gelenksteifen führt eine andere Erkrankung wie z.B.eine Kalkschulter, eine Rotatorenmanschetteneinengung (Impingement) oder eine lange Ruhigstelllung nach Operationen zu einer Schrumpfung der Gelenkkapsel, die dann in eine Minderbewegkichkeit des Gelenks mündet. Die Diagnose lässt sich häufig allein durch eine Untersuchung der Schulter, gegebenenfalls zusätzlich durch eine Ultraschalluntersuchung stellen. Bei Unsicherheiten oder vor notwendigen Operationen kann eine Kernspintomografie hilfreich sein. Bei den ausgeprägten Schultersteifen ist Geduld sowohl beim Patienten als auch beim behandelnden Arzt und Physiotherapeuten unbedingte Voraussetzung für den Erfolg der Behandlung.

Die meisten Schultersteifen lassen sich konservativ, d.h. ohne Operation behandeln. Die Therapiedauer beträgt aber nicht selten bis zu einem Jahr. In vielen Fällen ist es notwendig, dies den Kostenträgern, sprich den Krankenkassen plausibel zu machen, sodass diese weiter die Kosten der Behandlung übernehmen. Wichtig scheint für die Prognose zu sein, dass stetig, wenn auch in vielen Fällen langsam, eine Verbesserung der Beweglichkeit erkennbar wird.

Sollte über 3 Monate keine Verbesserung erkennbar oder schon eine verbesserte Beweglichkeit wieder rückläufig sein, diskutiere ich mit den Patienten eine operative Massnahme. Diese besteht in einer Durchtrennung der Gelenkkapsel per Schlüssellochtechnik. Unter Sicht mit einer im Gelenk befindlichen Kamera wird die Gelenkkapsel, welche um die Pfanne angewachsen ist, mit einem Schneideinstrument durchtrennt, sodass der Patient danach wieder frei bewegen kann. Von reinen «Narkosemobilisationen», also der Zerreissung der Kapsel in Narkose ohne Sicht ins Gelenk, wurde schon vor Jahren Abstand genommen. Nach der Operation ist es unbedingt notwendig die Schulter quasi sofort weiter zu bewegen, da der Körper ein Wiederzusammenfügen der Kapsel anstrebt, was erneut zu einem Einsteifen führen würde. Nur durch das optimale Zusammenspiel von Patient, Arzt und Physiotherapeut lässt sich sowohl konservativ als auch – wenn notwendig operativ – ein für den Patienten befriedigendes Ergebnis erzielen.

 

Dr. Michael Kettenring


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