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Veröffentlicht 06. September 2023

Die Wundinfektion

  • Bild: Sasint auf Pixabay
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Kein Chirurg spricht gerne über Wundinfektionen. Die Auseinandersetzung damit ist jedoch dringend notwendig und der Einbezug der Patientin oder des Patienten unbedingt erforderlich.

Insgesamt sind sie zum Glück selten. Risikofaktoren sind eine unzureichende Hautdesinfektion vor der Operation, die Kontamination mit Keimen durch die an der Operation Beteiligten sowie auch eine schlechte Abwehrlage, beispielsweise hervorgerufen durch Mangelzustände, Alter oder Diabetes mellitus.

Treten Wundinfektionen jedoch auf, können sie die Funktionsfähigkeit des jeweils betroffenen Körper­areals stark negativ beeinträchtigen, im schlimmsten Fall entsteht ein sogenanntes septisches Krankheitsbild, welches letztlich lebensbedrohlich werden kann.

Auch deshalb ist die frühzeitige Diagnosestellung und das Erkennen einer Wundinfektion von grundlegender Wichtigkeit. Besteht der begründete Verdacht, muss eine Wundrevision (erneutes Eröffnen der Operationswunde, Säuberung des Gewebes mit Gewinnung von Probenmaterial für die Keimuntersuchung) durchgeführt werden. Hier gilt: Lieber einmal umsonst eine Wunde wieder eröffnen als eine Wundinfektion übersehen.

Der Einbezug der Patientin oder des Patienten ist hier extrem wichtig. Dies gilt nicht nur für den Infekt einer Operationswunde, sondern auch für andere Komplikationen. Eine offene Kommunikation ist essenziell. Die Betroffenen müssen jederzeit über Art und Ausmass der Behandlung informiert sein. Nur das gemeinsame Ziehen an einem Strang führt letztendlich bei Wundinfektionen zum Behandlungserfolg. Die Therapie kann dementsprechend sehr lange dauern. Wegen der Notwendigkeit einer nochmaligen Operation (gegebenenfalls mehrfach) sowie von regelmässigen, manchmal auch schmerzhaften Verbandswechseln ist die Patientin oder der Patient sehr gefordert.

Andererseits ist die Therapie einer Wundinfektion auch immer eine interdisziplinäre Angelegenheit. Für die Optimierung des sonstigen Allgemeinzustandes (Behebung z. B. von Ernährungsmängeln/optimale Einstellung des Blutzuckers) sowie auch zur Festlegung der optimalen Antibiotikatherapie (Zuzug der Infektiologie) benötigt man andere Fachkollegen.

Unter Beachtung der oben genannten Voraussetzungen lassen sich glücklicherweise die meisten Wundinfektionen gut und effizient behandeln.

Dr. med. Michael Kettenring 



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