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Veröffentlicht 02. August 2023

Hopp Schwiiz

  • Bild: Hans auf Pixabay
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Durch den Hausärztemangel vor allem in den ländlichen Regionen wenden sich immer mehr Patientinnen und Patienten direkt an den Spitalnotfall. Dies führt nicht erst seit gestern zu langen Wartezeiten, Kosten und Verbrauch von Ressourcen, die woanders besser eingesetzt wären. Zudem kommen die Babyboomer meiner Generation zunehmend in ein Alter, in dem sie ebenfalls vermehrt medizinische Leistungen beanspruchen müssen. Dies zusammen mit dem medizinischen Fachkräftemangel auf allen Ebenen wird zwangsläufig zu einer Situation führen, in dem die medizinische Versorgung der Schweizer Bevölkerung nicht mehr ausreichend sichergestellt werden kann.

Im System gibt es zu viele Anreize, durch teure technische Untersuchungen klinische Diagnostik zu ersetzen. Der Ruf nach dem zügig durchzuführenden MRI wird immer lauter, wenn man klinisch nicht mehr untersuchen kann. Wir sollten deshalb unserem medizinischen Nachwuchs beibringen, wieder ein Gelenk zu untersuchen, quasi in die Hand zu nehmen und klinische Tests durchzuführen statt aus der Ferne das Gelenk anzuschauen und eine MRI-Untersuchung anzumelden.

Wir sollten auch der Bevölkerung vermitteln, dass auf bestimmte Leistungen gewartet werden muss und diese nicht innerhalb von Tagen erbracht werden können, wenn es sich nicht um einen Notfall handelt.

Durch den Ausbau der Digitalisierung zur Informationsweitergabe und nicht um ihrer selbst willen, telemedizinischer Möglichkeiten oder auch Lenkungspolitik bezüglich der ländlichen Regionen (z. B. könnten angehende Ärzte und Ärztinnen verpflichtet werden, eine gewisse Zeit dort zu arbeiten) könnte die Situation schon deutlich verbessert werden. Was jedoch geschieht, ist eine Zunahme an Bürokratisierung, die man teilweise schon als Gängelung des medizinischen Personals bezeichnen muss. Z. B. muss nun jede auch kleinste Praxis inzwischen einen Sicherheitsbeauftragten benennen, welcher regelmässig Schulungen und Unterrichtungen durchführt, welche dokumentiert werden müssen (schwierig bei einem Arzt und einer MPA als Team mit einer übervollen Agenda). Die Liste liesse sich noch weiter fortsetzen.

Auch ohne EU-Beitritt schafft es die Schweiz inzwischen, Resteuropa bezüglich Verordnungen, Richtlinien und Dokumentationspflicht links zu überholen. Schaffen wir es nicht, diese zu reduzieren und unsere Zeit wichtigeren Aufgaben zukommen zu lassen, wird die zukünftige medizinische Versorgung noch mehr abhängig sein vom Einkommen, von Beziehungen oder dem Wohnort. Solch ein Gesundheitswesen wünschen wir uns jedoch nicht. Die Schweiz könnte es besser.

Dr. med. Michael Kettenring

 

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