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Veröffentlicht 04. August 2021

Es wird schlimmer

  • Bild: Jana Schneider auf Pixabay

Im September 2014 schrieb ich schon einmal einen Artikel über dieses Thema und begann damit, dass ich doch den schönsten Beruf der Welt hätte. Nur EINE Sache würde zunehmend den Spass rauben, nämlich die Bürokratie.

Daran hat sich leider nichts geändert. Im Vergleich zu 2014 ist der bürokratische Aufwand noch einmal ein ganzes Stück angewachsen. Inzwischen verbringe ich jedes Wochenende mehrere Stunden damit, v. a. Anfragen und Zeugnisse für Versicherungen zu bearbeiten. Dies führe ich auch schon während der Arbeitswoche durch, die Zeit reicht bei einer gut gefüllten Sprechstunde hierzu jedoch selten aus.

Die Krankenkassen sind leider immer stärker in die Funktion einer Zentralinstanz gerückt, deren Hauptaufgabe – neben der Zusicherung von erforderlichen Patientenversorgungen – die Kontrolle und das Management von Leistungsausgaben an die um sie herum angeordneten Leistungserbringer des Gesundheitssystems darstellt.

Und diese Kontrolle wird von Jahr zu Jahr stringenter durchgeführt. Häufig ist man aufgefordert nach jeder Konsultation einen Bericht zu verfassen. Bei durchschnittlich etwa 30 Patienten pro Tag kann man sich vorstellen, wo dies hinführt. Die Kostenkontrolle der Krankenkassen wird sozusagen auf die Schreibtische der Ärzteschaft verlagert. Aber warum? Erhöht man dadurch die Qualität, lassen sich dadurch Kosten sparen? Eher im Gegenteil.

Wahrscheinlich möchte man die wenigen Kollegen (und die gibt es wie in jedem anderen Beruf auch), welche falsch abrechnen und ihre Patienten zu lange krank schreiben, stärker kontrollieren und zwingt dadurch allen anderen auch diese unsäglichen Nachfragen und Kontrollen auf.

Es macht jedoch keinen Sinn, beispielsweise bei einem an den Schultersehnen operierten, im Beruf körperlich arbeitenden Patienten nach 2, 4 , 6 oder 8 Wochen anzufragen, ob er wieder arbeitsfähig sei. Das ist frühestens nach 12 Wochen der Fall. Und das schon immer, weltweit gleich und wird sich auch auf absehbare Zeit nicht ändern. Also sollte man als Krankenversicherung in diesen Fällen erst nach 12 Wochen nachfragen und nicht bis dahin schon mindestens 2 Anfragen losgeschickt haben. Dieses Beispiel steht für zig andere Krankheitsbilder.

Nicht zu vergessen die Zeit und damit das Geld, welches in diese Bürokratie fliesst. Denn letztlich sind es die Krankenversicherungsbeiträge von uns allen, die diese überbordende Bürokratie kostet.

Quelle: Dr. med. Michael Kettenring und Dr. med. Bernd Heinrich sind Belegärzte am Asana Spital Menziken AG


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