Skip to main content
Veröffentlicht 28. Januar 2020

Kniegelenkersatz: Was gilt es zu beachten

  • Bild: Andersonvr, Pixabay
  • Urheber-/Nutzungsrechte: Link öffnen

Nach der Implantation eines künstlichen Gelenkes verbleibt man meist ca. 1 Woche im Spital. Während dieser Zeit wird das neue Kniegelenk auf einer Bewegungsschiene mobilisiert, zudem wird das Kniegelenk durch die Physiotherapie beübt, was auch nach der Entlassung weitergeführt wird.

Das implantierte Kniegelenk ist stabil und kann prinzipiell sofort belastet werden. Das Verheilen der Haut und der durchtrennten Weichteilstrukturen macht jedoch eine Teilbelastung von etwa 40 kg für 3 bis 4 Wochen empfehlenswert, d.h. so lange läuft man an Gehstöcken.

Die vom Spital verordneten Medikamente sollten die ersten Wochen eingenommen, danach langsam abgesetzt werden. Aber auch später darf es ab und an Schmerzen geben, weshalb immer Schmerzmittel verfügbar sein sollten. Die 1. Kontrolle erfolgt beim operierenden Arzt im ZOC Wynental nach 2 Wochen zur Entfernung des Nahtmaterials. Die 2. Kontrolle wird nach 6 Wochen, die 3. nach etwa 12 Wochen durchgeführt. Das Knie ist für etwa 6 Monate etwas geschwollen und überwärmt, die Muskulatur muss erst wieder aufgebaut werden.

Insgesamt sind die Ergebnisse nicht ganz so gut, wie beim künstlichen Hüftgelenk. Den allermeisten Patienten kann man jedoch gut helfen. Ich erkläre meinen Patienten immer, ein künstliches Knie implantiert man nicht, um statt 2 Stunden danach 6 Stunden bergwandern zu können, sondern weil man es im täglichen Leben trotz Schmerzmittel nicht mehr aushält.

Das Ziel ist ein beschwerdearmes Kniegelenk, welches im Alltag gut funktioniert. Im Gegensatz zum künstlichen Hüftgelenk spürt man das künstliche Kniegelenk immer etwas. Patienten beschreiben dies häufig so, als trügen sie eine Art Bandage.

Aber auch Sport ist mit einem künstlichen Kniegelenk möglich. Richtig dosiert kann er zu einem guten Ergebnis beitragen. Optimal ist beispielsweise Velofahren. Auch Schwimmen, Langlauf, Nordic Walking, Golf sind meist gut möglich. Zu vermeiden sind sog. high-impact-Sportarten, d.h. kniebelastende Sportarten mit schnellen Rotationsbewegungen. Skifahren ist ungünstig, aber unter gewissen Voraussetzungen möglich.

Wichtig zu beachten: Vor zahnärztlichen Behandlungen sollte ein Antibiotikum etwa 1 Stunde und dann nochmals etwa 8 Stunden danach eingenommen werden. Dies gilt nicht für die Zahnreinigung.

Auch vermeintlich problemlose Weichteilinfekte wie Abszesse, entzündete, eingewachsene Zehennägel oder ähnliches sollten konsequent antibiotisch behandelt werden, um eine Streuung der Erreger im Körper zu verhindern. Diese setzen sich leider genau auf Fremdkörper, wie ein künstliches Gelenk und verursachen so einen Protheseninfekt, sozusagen der Super-GAU für ein künstliches Gelenk.

Dr. med. Michael Kettenring


Beitrag teilen: