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Veröffentlicht 06. Januar 2021

Knochenzement

  • Bild: marionbrun auf Pixabay
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Knochenzement ist ein Zweikomponentenkleber, chemisch sogenanntes PMMA, also polymeres Methylmethacrylat. Es wird hergestellt aus einem Pulver, welches mit einer Flüssigkeit vermischt wird. Initial ist der gemischte Knochenzement von der Konsistenz wie Teig, welcher dann innerhalb von 8 bis 12 Minuten aushärtet.

PMMA wurde primär in der Kieferchirurgie eingesetzt. Es wird seit Jahrzehnten auch in der Orthopädie und Unfallchirurgie vor allem zur Verankerung von Gelenkprothesen gebraucht, aber auch zum Füllen von Defekten, zum Beispielbei Wirbelbrüchen oder Verstärkung des Knochens, so dass bei Osteoporose Schrauben besser fixiert werden können. Interessanterweise handelt es sich dabei nach Aushärtung um Plexiglas.

Knochenzement kann zusätzlich mit Antibiotika zur Infektprophylaxe oder mit Röntgenkontrastmitteln zur besseren Sichtbarmachung im Röntgenbild versehen werden.

Einzementierte Prothesen haben den Vorteil, dass sie sofort «funktionieren» und nicht erst Knochen in die Prothese einwachsen muss. Der Zement überträgt durch seine Elastizität die Kräfte vom Knochen auf die Prothese und zurück. In den skandinavischen Endoprothesenregistern, in denen die Prothesen nach Implantation seit 1979 sozusagen nachverfolgt werden, ist bei zementierten Prothesen sogar teilweise eine längere Haltbarkeit nachgewiesen. In Mitteleuropa existieren diese Register leider weniger lang (Schweiz 2012, Deutschland 2011).

Knochenzement muss fest im Knochen verankern. Hierfür müssen während der Operation bestimmte Schritte unbedingt eingehalten werden. Am Knie beispielsweise wird der zurechtgesägte Knochen mit einem «Hochdruckreiniger» behandelt, der sogenannten «jet-lavage». Blutreste werden damit aus den Knochenbälkchen, aus denen der Knochen im Inneren besteht, entfernt, so dass der Knochenzement gut in die Schwammstruktur der Bälkchen verankert werden kann. So lässt sich eine optimale Verzahnung der einzelnen Schichten erreichen und damit die Langlebigkeit der eingesetzten Prothese optimieren.

Auch weitere technische Feinheiten des Zementierens sind wichtig. Bestreicht man mit dem noch nicht festen, teigartigen Zement beide Komponenten, also Knochen und Prothese, oder nur eine Komponente, und wenn dann welche? Dies und vieles mehr zur Zementiertechnik ist schon lange wissenschaftlich untersucht. Es gibt diesbezüglich eindeutige Empfehlungen und Handlungsanweisungen, an die man sich als Operateur natürlich hält.

Dr. Michael Kettenring

Quelle: Dr. med. Michael Kettenring und Dr. med. Bernd Heinrich sind Belegärzte am Asana Spital Menziken AG

 


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