Kreuzbandriss – muss immer operiert werden?
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Die Antwort ist leicht zu geben: Sicher muss nicht jedes Kreuzband operiert werden, vor allem nicht, wenn es nur angerissen ist (wie vorletzte Woche bei Gerard Piqué vom FC Barcelona). Aber welchen Patienten sollte man zur Operation raten?
Die Kreuzbänder verlaufen als einzige Bänder im und vor allem mittig im Kniegelenk und sind die wichtigsten Stabilisatoren auf Knieebene. Das vordere Kreuzband verhindert, dass der Unterschenkel im Verhältnis zum Oberschenkel nach vorne gleitet (sog. vordere Schublade). Entsprechend sperrt das hintere Kreuzband das Gleiten nach hinten (hintere Schublade). Für bestimmte Sportarten sind funktionierende Kreuzbänder essentiell, so zum Beispiel fürs Skifahren oder beim Fussball.
Die Menschen sind genau wie die Sportarten, die sie ausüben, jedoch unterschiedlich. Es gibt Menschen, die sind aufgrund ihrer anatomischen Voraussetzungen wenig abhängig von einem funktionierenden vorderen Kreuzband. Treiben diese keinen kniebelastenden Sport und sind ansonsten im Alltag kniestabil, muss sicher nicht operiert werden.
Ist man jedoch schon im Alltag (Treppen hinunter laufen oder Rotationsbewegungen beim Ein- oder Aussteigen aus dem Auto) nicht stabil und erleidet dort leichte Verdrehtraumata des Kniegelenkes auch ohne Risikosport (sogenannte Giving-way-Episoden) und ist diese Situation auch physiotherapeutisch nicht zu verbessern, würde man sicher eine Operation empfehlen. Genauso wie bei Patienten, welche eine kniebelastende, auf neudeutsch High-impact-Sportart ausüben. Diese Belastungen des Kniegelenkes können selten durch ein entsprechendes Training kompensiert werden. Ausnahmen bestätigen hier die Regel.
Die Studienlage ist bezüglich des Alters eindeutig. Je früher ich einen vorderen Kreuzbandriss erleide, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit einer Arthroseentwicklung. Lasse ich mich operieren, ist diese Entwicklung jedoch geringer bzw. es dauert länger bis ich eine Verschleisserkrankung entwickle. Mit zunehmendem Alter wird dieser Unterschied geringer, ist aber immer noch vorhanden.
Man sieht also – und zu dieser Schlussfolgerung kommt man in der Unfallchirurgie und Sportorthopädie häufig – es ist eine individuelle Entscheidung, die man mit jedem Patienten ausführlich besprechen muss. Letztendlich entscheidet der Patient, ob er einen nichtoperativen Weg wählt oder sich besser operieren lässt.
Dr. Michael Kettenring
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