Leistenbruchoperationen mit dem OP-Roboter?
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Das DaVinci-Operationsrobotersystem ist ein ehemals vor allem primär in der Urologie eingesetztes Operationstool, mit dessen Hilfe man Prostataentfernungen z. B. bei Prostatakrebs genauer und gewebeschonender durchführen kann. Es wurde bisher bei komplexen Operationen eingesetzt, bei denen es vorteilhaft erschien, durch die Übertragung von Handbewegungen des Operateurs auf Instrumente, die durch kleine Schnitte im Bauch des Patienten platziert worden sind, mehr Genauigkeit und Schonung von umgebenden Nerven oder Gefässen zu erreichen.
Es stellt sich nun die Frage, ob diese Systeme auch bei den häufigsten Operationen der Bauchchirurgie wie Leistenbruchoperationen oder Gallenblasenentfernungen eingesetzt werden sollen. Es werben inzwischen nicht nur grössere Spitäler, diese Operationen auch mit dem DaVinci-System durchzuführen.
Wo liegen hier die Vorteile? Geradeheraus: Es gibt schlichtweg keine. In einer zuletzt publizierten Metaanalyse, also einer zusammenfassenden Analyse von vielen einzelnen vergleichenden Studien gibt es keine Vorteile für ein Robotersystem bei den gängigen Operationen der Bauchchirurgie bezüglich Komplikationsrate, Spitalaufenthalt, klinischen Ergebnissen wie z. B. Schmerz nach der OP oder Patientenzufriedenheit. Es gab deutliche Nachteile bezüglich OP-Dauer und Kosten. Die Zusatzkosten tragen meist die anbietenden Spitäler – also letztlich über die Steuern und Krankenkassenbeiträge wir alle – da sie sich von der Anwendung einen gewissen Marketingvorteil gegenüber den Mitbewerbern erhoffen und sich dies auch gut in einer der Tageszeitung beiliegenden Hochglanzbroschüre publizieren lässt.
Hierfür werden jedoch chirurgische Ausbildungsassistenten eingespart, sodass immer weniger Chirurgen in ausreichend häufiger Zahl und Frequenz diese Operationen sehen, assistieren, unter Anleitung operieren lernen, dann eigenständig behandeln und später selbst einmal junge Kollegen darin ausbilden.
Chirurgie ist primär mal ein Handwerk. Nur die ständige Wiederholung der Tätigkeit, sowohl in der Lernphase als auch in der späteren Tätigkeit als Facharzt, der handwerklichen «Moves», das Sammeln von Erfahrung führt zu reproduzierbaren und guten Ergebnissen.
Operiert man diese Operationen jedoch mit einem DaVinci-OP-Roboter, der noch nicht einmal Vorteile für den Patienten / für die Patientin bringt, nimmt man der jungen Chirurgengeneration eine weitere Möglichkeit, noch die manuellen Fertigkeiten ihrer Ausbilder zu erlernen.
Dr. med. Michael Kettenring
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