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Veröffentlicht 06. März 2024

Stossdämpfer und Stütze des Körpers: Das Knorpelgewebe

  • Bild: Mike auf Pixabay
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Der Knorpel ist ein glattes, nerven- und gefässfreies Gewebe, das sowohl Stütz- als auch Dämpfungsfunktion hat. Es kommt an vielen Stellen des Körpers vor. So etwa auf den Gelenkoberflächen der Knochen, als Meniskus im Knie oder an den Bandscheiben der Wirbelsäule.

Der Knorpel ist je nach Anspruch unterschiedlich aufgebaut. Gemeinsam ist ihm jedoch, dass er aus wenigen Zellen und viel Bindegewebe besteht. Die Knorpelzellen (Chondrocyten) bilden Kollagenfasern, die je nach Bedarf unterschiedlich ausgerichtet sind und zwischen sich je nach Funktion viel Wasser einlagern können. So entsteht ein elastisches, aber auch druckfestes, andererseits aber auch gelartiges Gewebe, was an verschiedenen Stellen des Körpers unterschiedliche Aufgaben wahrnimmt.

Durch das Fehlen von Blutgefässen und Nerven ist es einerseits schlecht regenerierbar, andererseits sind leichte Schäden auch nicht schmerzhaft. Ist der Schaden einmal so gross, dass der darunterlegende Knochen oder die angrenzende Gelenkkapsel in Mitleidenschaft gezogen werden (diese besitzen eben Nerven), beginnen dann erst die Schmerzen in einem Stadium, wo meist schon deutliche Schäden des darüberliegenden Knorpels vorliegen. Knorpelrekonstruktive Massnahmen sind insgesamt beschränkt möglich, aber dennoch vorhanden. Die einfachsten hat jeder Mensch selbst in der Hand: Gewicht, gesunde Lebensführung und Heimübungen zum Erhalt von Beweglichkeit und Dehnbarkeit der Gelenke und des Muskel-Sehnenkomplexes. Hierfür bedarf es weder Tabletten noch Spritzen in Gelenke, noch entstehen hohe Kosten.

Helfen diese Grundmassnahmen nicht mehr, gibt es weitere medikamentöse Möglichkeiten wie das Aufstocken von Knorpelgrundsubstanz. Hierfür gibt es wissenschaftliche Evidenz, sodass es auch von der Krankenversicherung übernommen wird (Präparat Chondrosulf). Für andere Therapiemassnahmen gibt es (bisher) keinen abschliessenden wissenschaftlichen Beleg, sodass diese auch sinnigerweise nicht bezahlt werden.

Kommt der Chirurg zum Zug, gibt es auch hier inzwischen einige Möglichkeiten, welche durch viele Studien ihre Wirksamkeit bewiesen haben und die je nach Grösse und Tiefe des Schadens und auch Alter des Patienten / der Patientin angewendet werden. So kann man beispielsweise den Knochen unter dem Schaden aufstösseln (Mikrofrakturierung) oder man kann Knorpel an anderen nicht belasteten Stellen entnehmen und in den Defekt einsetzen (minced cartilage).

Ist der Schaden jedoch zu gravierend und zu flächig, ist es beispielsweise zu einem grossflächigen Abrieb von Gelenkknorpel über die Jahre gekommen, verbleibt manchmal nur noch der Gelenkersatz. Das heisst der knorpeltragende Anteil eines Gelenkes wird ausgetauscht durch meist ein Kunststoff-Metallimplantat.

Dr. med. Michael Kettenring

 

 


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