Mensch statt Maschine
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In den Zeiten von künstlicher Intelligenz und ChatGPT stellt sich die Frage, ob die Robotik auch Einzug in den Operationssaal hält. Diese Frage ist eigentlich längst entschieden, denn Operationsroboter wie Da Vinci sind längst fester Bestandteil der operativen Medizin. Dies wird in den nächsten Jahren eher zunehmen.
Man muss hier jedoch zwei Dinge unterscheiden: Einerseits den Operateur unterstützende Technik, die ich selbst auch bei künstlichen Kniegelenken im Rahmen einer Computernavigation nutze oder den Operateur teilweise ersetzende Technik, welche selbst in den operativen Prozess eingreift.
Leider hat sich die Medizin (und nicht nur diese) entschieden, mehr finanzielle Ressourcen in Technik und Maschinen zu investieren als in Menschen. Es gehört sozusagen heute schon teilweise zum guten Ton, in einem Regionalspital einen Operationsroboter einzusetzen, anstatt mehr Chirurgen auszubilden. Wohin dies in der operativen Medizin in 20 bis 30 Jahren spätestens führt, wenn gegebenenfalls meine Generation handwerklich gut geschulte Chirurgen benötigt, mag ich mir nicht gerne vorstellen.
Bitte nicht falsch verstehen: Technik im Operationssaal zur Unterstützung des Operateurs ist begrüssenswert und für die operative Behandlung von Patienten und Patientinnen unbedingt von Vorteil. Eine blinde und teilweise auch von der Industrie getriebene Technikgläubigkeit in Bereichen, in denen Robotik keine Vorteile für Patienten und Patientinnen generiert, ist kontraproduktiv und verteuert nur unser Gesundheitssystem. Denn all die neuen Maschinen und Roboter benötigen wiederum Wartungs- und Reparaturpersonal, die zugehörige Software benötigt IT-Techniker. Alles zusätzliche Berufsfelder in einem Spital, die per se nichts mit der Patientenversorgung zu tun haben. Auch dadurch wächst das nichtmedizinische Gesundheitspersonal immer weiter – Pflegende, Ärzte und Ärztinnen werden immer weniger.
Vielmehr müssten wir mehr Mittel in die Ausbildung von medizinischem Nachwuchs investieren. Und durch den Abbau von Bürokratie und anderen berufsfremden Tätigkeiten wieder so viel Freude an chirurgischen Fächern schaffen, dass wir nicht ständig chirurgischen Nachwuchs aus dem Ausland abwerben müssen.
Dr. med. Michael Kettenring
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