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Veröffentlicht 22. Februar 2019

«Sicherheit durch Haltung – Mit Stolz aus der Sucht»

  • Bild: Aziz Acharki auf Unsplash
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Ein innovatives Therapieprogramm der Klinik im Hasel möchte bei Betroffenen und Angehörigen Vorurteile gegenüber der Sucht abbauen – und hat Erfolg damit.

Vielleicht haben Sie gestutzt als Sie die Überschrift lasen – Mit Stolz aus der Sucht? Viele Menschen, nicht nur Betroffene, fragen sich, worauf kann man, kann ich stolz sein, wenn ich von einer Substanz, z. B. Alkohol, Cannabis oder Kokain abhängig bin. In unserer Gesellschaft ist die Meinung stark verbreitet, dass eine Suchterkrankung keine Krankheit ist, sondern selbstverschuldet. Entwertung, Ausgrenzung, schlechtere Versorgung sind die Folgen, welche wiederum einen Ausstieg aus der Sucht erschweren. Gefühle von Scham und Schuld, nicht nur bei Betroffenen, sondern auch bei Angehörigen, überwiegen; von Stolz meist keine Spur. Die von Martin Fleckenstein und Marlis Fleckenstein-Heer entwickelte Leistungssensible Therapie (LST) setzt genau dort an. Sie vermittelt Betroffenen und Angehörigen in drei Sitzungen eine neue, konstruktive Haltung gegenüber der Suchterkrankung. Wir gehen davon aus, dass Menschen mit einer Suchterkrankung, wenn sie sich für die Abstinenz entscheiden, täglich grosse Leistungen vollbringen – und die Angehörigen auch. Und darauf kann man zu Recht stolz sein.

Die gängige Vorstellung von Betroffenen und ihrem Umfeld ist jedoch, dass Abstinenz eine Selbstverständlichkeit ist. «Mir muss es doch genauso leicht fallen abstinent zu sein, wie meinem Umfeld». «Er/sie müsste sich doch nur ein bisschen anstrengen. Das ist doch nicht so schwer.» Aber dem ist nicht so. Stellen Sie sich vor, Ihr Gehirn wäre ein Muskel und ein Gummiband (siehe Abbildung) würde diesen Muskel symbolisieren. Wenn ein Mensch mit einer Suchterkrankung abstinent sein möchte, muss er diesen Muskel sehr stark anspannen – er muss eine grosse Leistung vollbringen. Ein gesunder Mensch muss diesen Muskel nicht anspannen, wenn er abstinent ist. Für Betroffene ist also der abstinente Zustand ungleich schwerer auszuhalten. Die Gehirnforschung bestätigt dies. Der Konsum von Suchtmitteln verändert bestimmte Teile des Gehirns, so dass das Gehirn eines Menschen mit einer Suchterkrankung auch in Phasen der Abstinenz anders funktioniert als das Gehirn eines gesunden Menschen im nüchternen Zustand; es ist hypersensibel auf das Suchtmittel geworden und alles, was damit zusammenhängt.

Um das Gummiband stets gestrafft zu halten, braucht es auch Unterstützung. Gefühle von Scham und Schuld verhindern oft, dass sich Betroffene Unterstützung holen. Deshalb ist ein weiterer zentraler Punkt der LST der Einbezug der Angehörigen in der dritten Sitzung. Zunächst werden ihnen die Gummibandmetapher und die leistungssensible Haltung vorgestellt. Im Anschluss werden Wünsche und Befürchtungen zwischen Betroffenen und Angehörigen ausgetauscht und gemeinsame Pläne für Krisensituationen erarbeitet.

Sowohl Betroffene als auch Angehörige erleben die LST sehr positiv und hilfreich. Das zeigt sich auch in unserer Forschung: Menschen, welche zusätzlich zum gängigen Therapieprogramm an der LST teilnahmen, erlebten weniger Rückfälle. Und drei Monate nach dem Klinikaustritt konnten sie ehrlicher und offener mit ihren Angehörigen über Rückfälle sprechen.

Für Informationen zur LST oder Interesse an einer Teilnahme, melden Sie sich bitte bei Frau Dr. Susanne Di Pietrantonio, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein., 056 511 03 11.


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