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Veröffentlicht 06. November 2015

Wenn die Finger einschlafen

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Die Sensibilität der Finger wird durch 2 Nerven bewerkstelligt, die in die Hand ziehen. Der Ulnarisnerv läuft auf der Ellenseite am Unterarm Richtung Hand und versorgt den kleinen Finger sowie das angrenzende Hautareal des Ringfingers. Der Medianusnerv zieht auf der Speichenseite zur Hand und ist verantwortlich für die Sensibilität von Daumen, Zeige- und Mittelfinger sowie die angrenzende Seite des Ringfingers.

Beide Nerven können prinzipiell an verschieden Stellen eingeengt werden, typischerweise jedoch der Ulnarisnerv am Ellenbogen, der Medianusnerv am Handgelenk. Das typische Symptom ist der Sensibilitätsverlust im jeweiligen Versorgungsgebiet, das «Einschlafen» der jeweilig versorgten Finger.

Ist die Diagnose gestellt, wobei man auch einen Neurologen zum «Ausmessen» des eingeengten Nerven zu Rate ziehen kann, erfolgt ein Behandlungsversuch mit Schienen und bestimmten Verhaltenmassregeln. Lässt sich hierdurch keine deutliche Besserung erreichen, muss die Einengung meist operativ behoben werden.

Dies erfolgt bei uns ambulant in der Praxis. Über einen kleinen Schnitt an der Handinnenfläche wird ein Instrument unterarmwärts vorgeschoben ohne die Haut zu eröffnen. Man sieht über dieses Instrument das einengende Handgelenksband, das sogenannte Retinaculum. Es kann dann unter direkter Sicht durchtrennt werden. Dies ist von Vorteil, da man weniger Gefahr läuft, den eingeengten Nerv zu schädigen wie bei anderen Schlüssellochverfahren, die hier angewendet werden. Am Ende der Operation, welche nur etwa 10 Minuten dauert, wird das komplette Areal betäubt, sodass erst gar keine grossen Schmerzen nach der Operation auftreten sollten.

Nach einer wenige Tage dauernden Schienenanlage kann die Hand freigegeben werden für Bewegung und begrenzte Tätigkeiten ohne Gewichtsbelastung. Die Rückkehr der Sensibilität ist abhängig von der Dauer und dem Grad der vorher bestehenden Einengung, sie kann nur wenige Stunden oder auch viele Wochen in Anspruch nehmen. Genauso verhält es sich mit der Arbeitsfähigkeit. Ist man auf den kraftvollen Gebrauch der jeweiligen Hand angewiesen, beträgt die Arbeitsunfähigkeit häufig sechs Wochen, weil dann erst die Kraft zurückkehrt. Dies wird jedoch ausführlich bei dem vor der Operation stattfindenden Informationsgespräch angesprochen.

 

Dr. Michael Kettenring


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