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Veröffentlicht 25. Mai 2020

Auf den Zahn gefühlt

  • Bild: Agata Nyga, Pixabay

Der Golden Retriever ist wegen eines zugeschwollenen Auges in der Sprechstunde angemeldet. Beim Untersuch stellen wir aber fest, dass die Ursache der Schwellung nicht beim Auge, sondern beim unmittelbar darunter liegenden Backenzahn liegt. Zahnschmerzen sind etwas Übles. Die meisten von uns haben es wohl schon mal erlebt. Und bei unseren vierbeinigen Freunden besteht das Problem, dass wir es leider oft erst realisieren, wenn es äusserlich sichtbar wird, wie in diesem Fall.

Durch die Entzündung und Infektion der Zahnwurzel schwillt der Backenknochen und die untere Augenumgebung auf, wodurch die Lidspalte kleiner wird und es den Anschein macht, das Auge sei erkrankt. Von der Zahnwurzelentzündung betroffen ist meistens der grösste Backenzahn im Oberkiefer (Prämolar 4 oder abgekürzt P4 genannt), welcher direkt unter dem Auge liegt. Er ist mit 3 Wurzeln sehr gut im Kieferknochen verankert und beim Kauen von harten Gegenständen wirken enorme Kräfte auf diesen Zahn. Dabei kann ein schmaler Teil der äusseren Zahnwand abbrechen. Man spricht von einer sogenannten Chipfraktur. Dies wird selten bemerkt und viele Hunde leben symptomlos mit dem verletzten Zahn. Ab und zu stellen wir beim Routineuntersuch die Zahnverletzung aber fest und informieren die Besitzer über die möglichen Folgen: Denn über die freigelegte Zahnpulpa können Bakterien bis zur Wurzel eindringen und zu dieser schmerzhaften Infektion führen.

Fürs Erste helfen Schmerzmittel und ein Antibiotikum gegen die Symptome und den Infekt. Die Schwellung verschwindet damit meist nach wenigen Tagen. Um aber eine langfristige Heilung zu erreichen, muss der Backenzahn gezogen werden. Dies braucht Zeit und Geduld, sowie die richtige Technik und daher wird der Hund nach einigen Tagen zur Zahnextraktion in Narkose aufgeboten. Damit der Zahn entfernt werden kann, muss er meist zersägt werden, was bei uns mit einem Sägedraht geschieht. Die zwei Zahnteile mit jeweils nur einer oder zwei Wurzeln können dann einfacher entfernt werden, nachdem geduldig die Verbindung vom Zahn zum Knochen gelockert wurde. Je nach dem muss die Blutung noch gestoppt werden. Die Zahnhöhle im Kiefer wird offengelassen, damit Sekret abfliessen kann. Die Wunde heilt sehr schnell und die Hunde fressen auch schon bald wieder ganz normal.

Dr. med. vet. Patrick Curschellas, Kleintierpraxis Dr. S. Küng AG, 6215 Beromünster, www.kleintierpraxiskueng.ch

 


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