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Veröffentlicht 14. Oktober 2020

Das Blutohr (Othämatom)

  • Bild: Jörg Künkel auf Pixabay

Es ist Sommerzeit und fast tropisch heiss. Was gibt es da Schöneres für den Hund, als ein kühles Bad? Aber Vorsicht: Will man selbst nicht geduscht werden, so empfiehlt es sich Abstand zu halten, wenn der Hund aus dem Nass steigt. Denn beim Schütteln spritzt es ganz schön weit und die Ohren fliegen dem Hund nur so um den Kopf. Und genau dabei ist beim Golden Retriever vermutlich das Blutohr entstanden, von dem nun berichtet wird.

Als die Besitzerin nach dem Wochenende in die Praxis kommt, ist sie etwas verunsichert. Auf Google hat sie heute gelesen, dass ein Blutohr sofort behandelt werden müsse, quasi ein Notfall sei, und bei ihrem Hund hat sie die Veränderung am Ohr schon vor vier Tagen gespürt. Da sie ihren Hund aber gut kennt und beobachtet, sah sie, dass es ihn überhaupt nicht beeinträchtigte oder schmerzte.

Ein Blutohr entsteht in den meisten Fällen durch das Anschlagen des Ohrlappens beim Kopfschütteln an einem harten Gegenstand, wie einer Tischkante oder eben einem Halsbandring. Dabei platzt eines der Blutgefässe, die zwischen dem Ohrknorpel und der mit dem Knorpel leicht verklebten Haut verlaufen. Die Blutung und damit die Schwellung, die sich wie ein Nadelkissen anfühlt, entsteht häufiger auf der weniger behaarten Innenseite des Ohrlappens. Als Behandlung wird der Bluterguss nach Desinfektion mit einer Nadel punktiert und mit der Spritze der Inhalt abgezogen. Danach wird ein entzündungshemmendes Medikament in den Hohlraum gespritzt und der Ohrlappen gut zusammengepresst. Man kann versuchen Druckverbände anzulegen, aber nach eigener Erfahrung halten diese knapp so lange, bis Hund und Besitzer beim Auto sind.

Man kann dem Hund ja gut zureden, er solle den Kopf doch bitte nicht schütteln, aber auch das ist nicht immer erfolgreich. Wichtig ist es aber abzuklären, ob vielleicht ein Grund für das Kopfschütteln besteht, wie z.B. eine Ohrenentzündung, Ohrhefen oder ein Fremdkörper im Gehörgang. Manchmal ist es nötig, die Punktion nach einigen Tagen zu wiederholen. Sollte auch das nicht zum gewünschten Erfolg führen, so ist eine Operation angezeigt, bei welchem die Flüssigkeit und ein mögliches Koagulum* entfernt werden und das Ohr wie eine Decke gesteppt wird, um eine weitere Füllung zu verhindern. Und um nochmals auf Dr. Google zurückzukommen: Ein Blutohr kann auch entzünden, sehr schmerzhaft und gross sein, sowie durch eine akute, ebenfalls schmerzhafte Ohrenentzündung entstehen. In diesem Falle ist der Gang in die Notfallpraxis natürlich sicher angezeigt.

*Blutgerinnsel, Blutpfropf ausserhalb der Blutgefässe (Anm. der Redaktion)

Dr. med. vet. Patrick Curschellas, Kleintierpraxis Dr. S. Küng AG, 6215 Beromünster, www.kleintierpraxiskueng.ch

 

 


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