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Veröffentlicht 22. Januar 2020

Hypothyreose Hund

  • Bild: Sonja Kalee, Pixabay
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«Wollen Sie denn unseren Hund vergiften?» ist die vorwurfsvolle Frage des Kollegen aus der Humanmedizin, welcher mich am Telefon sprechen will. «Natürlich nicht», denke ich mir und rufe schon mal das Patientendossier auf den Bildschirm. Beim älteren Hund des Anrufenden hatten wir im Blutuntersuch eine Schilddrüsenunterfunktion festgestellt und der Besitzerin das Medikament für die Behandlung ihres Hundes mitgegeben. «Wieso denken Sie, dass etwas nicht stimmt?», frage ich den Arzt am Telefon. «Na, das Medikament, welches Sie unserem Hund verschrieben haben, ist doch zehnfach überdosiert, da haben Sie sicher einen Kommafehler gemacht bei der Berechnung».

Im Moment stutze ich, denn Fehler passieren überall und wir sind immer offen für kritische Begleitung und Fragen seitens der Besitzer, wenn etwas nicht klar ist. Ich rechne schnell nach und konsultiere zur Sicherheit auch die Pharma-Website. «Meiner Meinung nach sollte alles korrekt sein», sage ich und rechne die Dosierung laut nach. Schliesslich stellt sich heraus, dass für die Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion beim Menschen mit einer viel tieferen Dosis begonnen wird. Selbst voll ausdosiert würde die Thyroxin-Menge zur Behandlung eines Menschen nur gerade für einen 10 kg schweren Hund ausreichen. Interessant, wie identische Krankheiten bei verschiedenen Spezies anders behandelt werden. Somit hatte auch ich wieder etwas über die Humanmedizin gelernt.

Die Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) ist eine recht häufige Erkrankung beim älteren Hund. Durch den Hormonmangel scheint der Hund unmotiviert, müde, hat Haarverlust, sucht warme Orte auf und nimmt oft an Gewicht zu. Das Hormon ist für die Steuerung vieler Stoffwechselvorgänge verantwortlich, quasi der hormonelle Motor des Körpers, und somit können die Symptome auch sehr mannigfaltig sein.

Der Blutuntersuch beweist oder widerlegt dann aber immer die Verdachtsdiagnose und bereits wenige Wochen nach Beginn der Substitution zeigt sich der Therapieerfolg beim Hund. Durch weitere Bestimmungen des Thyroxin-Spiegels in der Folge wird dann die optimale individuelle Dosierung für jeden Hund bestimmt, welche er dann lebenslang einnehmen muss.

Dr. med. vet. Patrick Curschellas
Kleintierpraxis Dr. Küng
6215 Beromünster
www.kleintierpraxiskueng.ch


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