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Veröffentlicht 06. Oktober 2021

Körper und Geist: Idiopathische Cystitis

  • Bild: Kavowo auf Pixabay

Wir wissen es alle: Körper und Geist, beide müssen gesund und im Einklang für ein beschwerdefreies Leben sein. Oder wie es schon die Römer sagten: «Mens sana in corpore sano». Bei der schildpattfarbenen (schwarz/rot/braun/orange gemischt) Kätzin vermuteten wir, dass der Stress ihren Körper ins Ungleichgewicht brachte. Sie musste immer wieder aufs Kistchen und setzte dabei nur kleine Mengen, manchmal mit Blut vermischten Urin ab. Typische Anzeichen einer Blasenentzündung (Cystitis).

Bevor es an grosse Abklärungen geht, beginnen wir meist beim Einfachen und Häufigen. Und häufig entsteht eben eine Cystitis bei der weiblichen Katze durch aufsteigende Keime, wenn die Abwehrkraft (z. B. durch Nässe und Kälte) geschwächt ist. Es war nicht möglich eine brauchbare Urinprobe durch Cystozentese direkt aus der Blase zu entnehmen, weil sich diese bei der Berührung sofort entleerte und nur noch eine schmerzhafte verdickte Blasenwand spürbar war. Der Behandlungsversuch mit entzündungshemmendem Schmerzmittel und Antibiotika war zwar erfolgreich, aber nach Abklingen der Medikamentenwirkung kamen die Symptome zurück. Nun galt es, alle möglichen Ursachen abzuklären: Urinuntersuch, Ultraschall sowie Röntgen wurden gemacht. Keine Bakterien, kein Blasenstein, keine Harnkristalle und kein Tumor wurden entdeckt. Mit dieser Ausschlussdiagnostik landeten wir bei der Diagnose «idiopathische Cystitis» was bedeutet, dass man eben keine direkte Ursache für das Leiden findet.

Bei Katzen ist diese Reizblase manchmal durch Stress verursacht. Der Grund für den Stress ist aber kaum rauszufinden. Mit Spezialfutter, welches die essentielle Aminosäure L-Tryptophan als Vorläufer des Neurotransmitters und Stimmungshormons Serotonin beinhaltet und durch Harn-Ansäuerung Harnkristalle auflöst, versuchen wir zu helfen. Zusätzlich kann ein Pheromon-Stecker den Stress mildern und es werden diverse Trinkstellen in der Wohnung platziert um den Wasserkonsum zu erhöhen. Wenn es die Katze frisst, geben wir noch ein Ergänzungsfuttermittel dazu, welches die Blasenwand schützt und ihre Elastizität fördert. Sollte aber alles nichts helfen, muss man sich überlegen der Katze vielleicht draussen Freilauf zu gewähren. Glückliche Katze – glückliche Besitzer.

Dr. med. vet. Patrick Curschellas, Kleintierpraxis Dr. S. Küng AG, 6215 Beromünster, www.kleintierpraxiskueng.ch

 

 


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