Zwingerhusten
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Nach der Ferien- und Tierheimsaison ist das Thema Zwingerhusten immer wieder aktuell. Im Wartezimmer höre ich bereits einen Hund husten, gefolgt von Würgen mit Schleimauswurf. Meine erste Frage erstaunt den Besitzer: «War der Hund im Tierheim?» «Ja, warum wissen sie das?»
Der laute Hustenanfall mit Würgen ist typisch für eine Entzündung des Kehlkopfes und der Luftröhre und kann auch mit dem Wort «Reizhusten» beschrieben werden. Ein leichter Druck auf die Luftröhre löst beim Untersuch des Hundes sofort den Husten mit Würgen aus und der Besitzer bestätigt mir: «Genau so tönt es zu Hause, oft anfallsweise und nachts und es macht den Anschein, als ob dem Hund etwas im Hals stecken würde». Zwingerhusten nennt man die Krankheit, weil die Infektion, das heisst die Übertragung der verantwortlichen Viren und Bakterien, bei nahem Kontakt und in Innenräumen, wie z. B. einem Zwinger, durch husten, schnüffeln und bellen geschieht.
Da fällt die Parallele zur Covid-19-Epidemie auf und sie fragen sich vielleicht, wie lange es dauert, bis auch die Hunde einen Nasen-/Mundschutz tragen müssen? Eine weitere Parallele zu Corona ist auch die Impfung, welche vor der Ansteckung schützen kann. Nicht zu 100 %, aber immerhin, und sie kann auch noch kurzfristig vor dem Tierheimbesuch gemacht werden. Die Leute vom Tierheim danken es Ihnen, bei einigen ist es sogar obligatorisch. Mit der Impfung wird nicht nur der eigene Hund geschützt, sondern auch die Übertragung und Verbreitung der Infektion verhindert und sie ist somit ein sozialer Beitrag zur Gesundheit der ganzen Hunde-Population. Die Impfung wird in ein Nasenloch des Hundes getröpfelt, was Vertrauen und Gelassenheit des Hundes voraussetzt und daher nicht bei jedem Hund machbar ist.
Im Gegensatz zu Covid-19 gibt es beim Zwingerhusten aber selten ernsthafte Verläufe, die eine Hospitalisation nötig machen würden. Mit Medikamenten auf verschiedener Basis (Hausmittel wie Tee/Honig, Hustensirup, Alternativmedizin bis hin zu Cortison und Antibiotika, je nach Situation) kann den Hunden – und damit auch ihren Besitzern – schnell geholfen werden und beide schlafen die Nacht wieder durch. Natürlich kann sich ein Hund auch ausserhalb des Tierheimes beim Kontakt mit einem infektiösen Tier mit dem Zwingerhusten anstecken ohne dass man es merkt. Denn ein Hund ist ansteckend noch bevor er Symptome zeigt. Von der Ansteckung bis zum Husten kann es gut drei bis acht Tage dauern, also ebenfalls eine Parallele zu Covid-19.
Dr. med. vet. Patrick Curschellas, Kleintierpraxis Dr. S. Küng AG, 6215 Beromünster, www.kleintierpraxiskueng.ch
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