Skip to main content
Veröffentlicht 04. September 2024

Koprostase/Obstipation (Verstopfung)

  • Text und Bild: Eing.
  • Urheber-/Nutzungsrechte: Link öffnen

Als ich sehe, dass «Rocky» wieder angemeldet ist, entfährt mir spontan ein «Oje, nein, nicht schon wieder …». Vor zwei Monaten war der fünfjährige schwarz-weisse Kater bereits bei uns, weil er keinen Kot mehr absetzen konnte, sein Darm war völlig verstopft.

Das Übergewicht machte es schwierig, die Verstopfung manuell gut zu spüren, weshalb wir ein Röntgenbild anfertigten, um die Koprostase zu beweisen. Mangelnde Bewegung, Übergewicht, zu wenig Flüssigkeitsaufnahme sowie eine schwache Darmperistaltik oder eine Ausdehnung des Dickdarms (Megakolon) waren wohl schuld. In Narkose machten wir Einläufe und entleerten den Darm manuell, was aber aufgrund des Übergewichtes recht schwierig war. Rocky bekam Medikamente für die Darmentleerung und das Weichmachen des Stuhls sowie eine Gewichtsdiät verschrieben.

Nun ist also Rocky wieder hier, er hat super abgenommen, ganze 700 Gramm, und ist immer noch der gleiche liebenswürdige geduldige Kater. Auch die Medikamente nahm er grossmehrheitlich – aber trotzdem ist er leider wieder verstopft. Der Darm erfüllt seine Aufgabe nicht mehr befriedigend, durch die Ausdehnung funktioniert die Muskulatur ungenügend. Es wäre eine Option, den Kater in die Klinik zu überweisen, wo nach verschiedenen Untersuchen eine Darmresektion (Entfernung eines Darmabschnitts) vorgenommen werden könnte. Das kostet aber eine ganze Menge Geld und es muss damit gerechnet werden, dass das Tier danach ungeformten breiigen Kot absetzt, weil ein Teil des Darmes fehlt.

Daher einigen wir uns nochmals auf eine weitere manuelle Darmentleerung in Narkose, welche aber in mehreren Schritten erfolgen muss, weil der Stuhl steinhart ist und zuerst etwas aufgeweicht werden muss. Mit einer Infusion wird Rocky mit genügend Flüssigkeit versorgt und er bleibt für zwei Tage unser Gast. Sie können sich vorstellen, dass diese Arbeit nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen zählt, aber schliesslich ist der Darm wieder geleert und Rocky darf nach Hause. Er bekommt ein Mittel, um den Stuhl weich, und eine ölige Paste, um ihn gleitfähig zu machen sowie Tabletten, um die Darmperistaltik anzuregen.

Jedes Mal, wenn ich danach auf der Toilette mein eigenes Geschäft verrichtete, dachte ich an Rocky: «Ob es wohl bei ihm klappt?» Dann kam aber der Anruf der Besitzerin, dass Rocky am Wochenende plötzlich zusammengebrochen sei, Atemnot und Schmerzen hatte und im Notfall wegen einer vermuteten Thromboembolie aufgrund einer Herzerkrankung, die nur im Ultraschall sichtbar gewesen wäre, euthanasiert werden musste. Ironischerweise hatte er kurz zuvor noch sehr schönen Kot abgesetzt.

Autor: Dr. med. vet. Patrick Curschellas
Kleintierpraxis Dr. S. Küng AG, 6215 Beromünster
www.kleintierpraxiskueng.ch



Beitrag teilen: