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Veröffentlicht 07. August 2024

Unglückliche Katze, 2. Kapitel

  • Bild: Eduardo Vieira auf Pixabay
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Vor einigen Wochen habe ich Ihnen von «Luna», der 12-jährigen Katze erzählt, die sich nicht mehr nach draussen wagte, geduckt und unsicher in der Wohnung rumschlich, sich den Bauch nackt geleckt hatte und unsauber wurde.

Hier die Fortsetzung, welche ich Ihnen versprochen habe: Die Besitzerin nahm mit der Verhaltensmedizinerin Kontakt auf und die ganze Situation wurde telefonisch nochmals ausführlich besprochen. Für Luna wurde ein Zimmer im Untergeschoss eingerichtet, wo sie ungestört war und sich bei Bedarf zurückziehen konnte. Die Besitzer besuchten sie dort auch regelmässig und spielten mit ihr. Die Fenster im Wohnbereich wurden im unteren Bereich abgeklebt, sodass die Katze nicht mehr nach draussen blickten konnte. Zusätzlich wurde dem Futter ein Medikament mit einem Milcheiweiss beigemischt. Dieses trypsin-hydrolisierte Casein entsteht im Darm der Welpen (und nur beim Welpen, weil beim heranwachsenden Tier im Darm dann auf eine Pepsin-Verdauung umgestellt wird), wenn die Muttermilch verdaut wird und bewirkt eine Beruhigung der Psyche, was den Welpen beim Stillen dann auch ruhig und zufrieden macht.

Als die Besitzerin Nachschub für dieses Medikament holte, berichtete sie, dass bereits nach der Konsultation in der Praxis die Katze ruhiger wurde. Merkte sie etwa, dass wir Verständnis für ihr Verhalten hatten und ihr helfen wollten? Das Medikament nahm sie gut mit dem Futter auf und es zeigte die erwartete beruhigende Wirkung. Nach einer vorübergehenden Dosisreduktion musste sie aber wieder erhöht werden, weil Luna etwas unruhiger wurde. Da das Medikament aber weder abhängig noch müde macht und auch sonst keine Nebenwirkungen zu erwarten sind, darf es gut und gerne über mehrere Monate lang verabreicht werden.

Die weiteren Massnahmen trugen noch das Ihre zur Verbesserung der Situation bei und inzwischen ist die Katze stubenrein und geht auch wieder ins Freie. Lediglich die Haare am Bauch sind noch nicht nachgewachsen, was aber weder für Katze, Tierhalter noch Tierarzt beunruhigend ist.

Autor: Dr. med. vet. Patrick Curschellas
Kleintierpraxis Dr. S. Küng AG, 6215 Beromünster
www.kleintierpraxiskueng.ch




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