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Veröffentlicht 03. Januar 2024

«-MAB»

  • Bild: Cemmerton auf Pixabay
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Vor 10 Monaten hatte die 14-jährige Lagottohündin nachts eine Krise. Die Besitzerin dachte sogar, sie könnte sterben. In Tat und Wahrheit hatte sie aber «nur» starke Gelenkschmerzen wegen einer Arthrose und konnte daher kaum mehr aufstehen.

Mit Schmerztabletten ging es ihr dann etwas besser, aber bereits wenige Wochen später lahmte sie wieder, diesmal wegen eines Kreuzbandrisses. In diesem Alter wollten wir weder der Hündin (körperlich) noch der Besitzerin (finanziell) eine Operation zumuten. Trotzdem brauchte die Hündin langfristig eine gute Schmerzkontrolle.

Statt täglich Tabletten zu verabreichen, welche Magenprobleme verursachen können, wie auch Nieren und Leber belasten, fragten wir die Besitzerin, ob sie ein modernes Medikament ausprobieren möchte? Wie in der Humanmedizin kommen auch im Veterinärbereich Medikamente auf den Markt, welche mit Antikörpern Rezeptoren blockieren, damit eine Reaktion des Körpers nicht stattfinden kann (in diesem Fall die Schmerzauslösung). Die Namen dieser Wirkstoffgruppen enden immer mit «-mab», was für «monoclonal Antibodies» steht, also «Antikörper für nur einen Rezeptor». Da diese Antikörper Eiweisse sind, kann man sie nur als Injektionen verabreichen. In Tablettenform würde unser Verdauungssystem die Substanzen zerlegen und unwirksam machen. Die genannte Hündin sprach sehr gut auf die Therapie an und so folgten in monatlichem Abstand weitere Spritzen. Nach einem halben Jahr begannen wir die Injektionsintervalle auszudehnen und aktuell meldet sich die Besitzerin jeweils, wenn ihr Vierbeiner wieder etwas mehr Mühe beim Aufstehen zeigt, um einen neuen Termin zu vereinbaren. Beim Spritzen gibt «Sissi», so heisst die Lagottodame, ihrem Namen zwar alle Ehre und will sich davor drücken. Beim Guetzli danach steht sie aber zuvorderst und hat das Ganze wohl schon wieder vergessen, bis wir sie dann nach ca. 2 Monaten wieder sehen, wenn die Beschwerden zunehmen.

Übrigens, auch bei Katzen gibt es ein entsprechendes Präparat. Da Katzen ihre Schmerzen aber besser zu verstecken wissen, wird dies von Besitzern weniger bemerkt. Dazu kommt, dass die Katzen auch sehr gut auf die altbewährten Medikamente ansprechen, wodurch die teure neue Therapieform weniger oft zum Zug kommt.

Autor: Dr. med. vet. Patrick Curschellas
Kleintierpraxis Dr. S. Küng AG, 6215 Beromünster
www.kleintierpraxiskueng.ch

 


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