Zum Hauptinhalt springen
Veröffentlicht 09. Dezember 2020

Tumoren

  • Bild: Rolaman auf Pixabay
  • Urheber-/Nutzungsrechte: Link öffnen

Der Welsh Terrier war zum Impfen angemeldet und für die Kontrolle des Hodens. Dieser sei etwas vergrössert, ob er sich vielleicht verletzt habe? Unsere Erfahrungen zeigen aber, dass Hodenvergrös­serungen häufig durch Tumoren verursacht sind, so wie auch in diesem Fall. Der Hodensack war nicht verfärbt und der Hoden selber nicht schmerzhaft, gut abgrenzbar und fast dreimal grösser als normal. «Sind Sie spontan?» war meine Frage.

Da bei diesem Krebsleiden nur die chirurgische Entfernung des Tumors Heilung verspricht, dachten wir uns: «Wieso zuwarten?» Als langjähriger Kunde war das notwendige Vertrauen für eine Narkose und den Eingriff vorhanden und eine halbe Stunde später hatten wir noch einen Termin frei. Sowohl der kranke wie der vermutlich gesunde Hoden wurden durch einen Hautschnitt vor dem Hodensack entfernt und bei dieser Gelegenheit wurde auch gleich eine Zahnsanierung vorgenommen. Da Hodentumoren selten metastasieren, also selten in andere Organe streuen, stand eine folgende Chemotherapie gar nicht zur Diskussion.

Die Frage, ob Chemotherapie oder nicht, stellte sich aber anderen Besitzern in der gleichen Woche, nachdem ihrem Hund ein Tumor des Lymphknotens entfernt wurde. Früher musste man darüber nicht entscheiden, da gab es noch keine etablierte Onkologie und Chemotherapie. Mit Medikamenten linderten wir die Symptome und hielten die Lebensqualität bis zur Euthanasie so gut wie möglich aufrecht. Heutzutage sieht das ganz anders aus: Hochspezialisierte und -technisierte Onkologiezentren untersuchen den Krebspatienten bis ins Detail, um die richtige Therapieform zu wählen: Bestrahlung – Chirurgie – Chemotherapie. Sicher haben sich viele Besitzer schon Gedanken darüber gemacht, ob sie ihrem Tier diese Behandlung zukommen lassen würden. Da die Kosten nicht selten die Dimension eines Kleinwagenkaufs erreichen, haben sie vielleicht auch bereits eine Tierversicherung abgeschlossen. Eine Konsultation und Beratung beim Spezialisten kann helfen, den richtigen Entscheid zu fällen, aber ebenso verunsichern. Vertraute Personen in ihrem Umfeld können Ratschläge geben, wobei es aber ein Unterschied ist, ob es das eigene Tier oder jenes eines Freundes/-in betrifft. In einigen Fällen kann die Krebstherapie heilen, in anderen helfen Zeit zu gewinnen, aber in keinem Fall sollte sie schaden. Daher werden die Besitzer auch gut betreut und allfälligen Nebenwirkungen wird vorgebeugt oder sie werden behandelt. Für die Spezialisten ist bereits eine Überlebenszeit von 6 Monaten oft ein Erfolg, was nicht immer mit den Erwartungen der Besitzer übereinstimmt. Aber egal welchen Entscheid Sie als Besitzer/-in treffen: Es ist der Richtige, weil Sie es so entscheiden und Sie ihr Tier am besten kennen.

Dr. med. vet. Patrick Curschellas, Kleintierpraxis Dr. S. Küng AG, 6215 Beromünster, www.kleintierpraxiskueng.ch

 


Beitrag teilen: