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Veröffentlicht 01. November 2023

«Überall hed’s Pilzli dra»

  • Bild: Rihaij auf Pixabay
  • Urheber-/Nutzungsrechte: Link öffnen

Wer von Ihnen kennt das Lied «Überall hed’s Pilzli dra» von Peach Weber? Wir thematisieren diesen Satz auch öfters in der Sprechstunde, wenn wir einen Patienten mit Hautpilzverdacht auf dem Behandlungstisch haben.

Denn, wie Peach Weber singt, kann es wirklich überall, drinnen wie draussen, in der Fachsprache «ubiquitär» Pilzsporen haben. Wenn der Tierhalter dann erfährt, dass die Infektion auch auf den Menschen übertragen werden kann, also eine sogenannte «Zoonose» ist, und sich die Sporen sowohl auf dem Sofa als auch auf dem Katzenbaum befinden können, so kann das etwas Stress auslösen. Doch sie können beruhigt sein: Bei den meisten Tieren und Menschen verläuft eine Ansteckung dank des Schutzes der intakten Hautbarriere und Hautflora, sowie einem effizienten Immunsystem symptomlos. Junge Individuen, solche mit geschwächtem Immunsystem oder geschädigter Haut sind aber besonders empfänglich für eine sogenannte «Mykose».

Beim Tier äussert sich der Pilzbefall dann mit haarlosen Stellen, häufig in runder Form und am Kopf, ohne offensichtlich veränderte Haut und meist auch ohne Juckreiz. Beim Menschen, vor allem eben bei den Kindern, sind dann meist die Hände betroffen, die lokale Hautschuppung, Rötung und – anders als beim Tier – auch Juckreiz zeigen. Nachgewiesen wird die Mykose mit einer Pilzkultur, bei welcher das Resultat aber erst nach einigen Tagen ablesbar ist. Daneben kann auch im Labor ein PCR-Test gemacht werden, oder der Pilz ist mit der Wood’schen Lampe sichtbar. Behandelt wird die Pilzinfektion mit lokalen antimykotischen Waschlösungen und Salben, oder dann auch systemisch mit Medikamenten, die eingegeben werden müssen. Dabei sollte man auch daran denken, die Umgebung, v. a. Gegenstände oder Orte, mit denen die Tiere in häufigen Kontakt kommen (Bürsten, Tücher, Liegeplätze), mit einem Pilzmittel zu behandeln, denn sie wissen ja jetzt: Überall hed’s Pilzli dra. Besonders in Zuchtstätten, wo sich häufig Welpen aufhalten und viel Platz und Spielgerät vorhanden ist, sollte dies speziell beachtet werden. Im Einzelfall kann eine Pilzinfektion auch ohne Behandlung abheilen, einzig durch Bestrahlung mit Sonnenlicht. Umgekehrt kann es sogar mal nötig sein, das ganze Tier zu scheren, um eine Heilung zu erzielen.

Um nun aber wieder auf Peach Weber zurückzukommen, der in seinem Lied ja von den essbaren Pilzen singt: Die Saison hat ja begonnen und ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Suche und dem kulinarischen Erlebnis danach, bevor es dann im nächsten Sommer wieder heisst: «Sun, fun, and nothing to do».

Dr. med. vet. Patrick Curschellas
Kleintierpraxis Dr. S. Küng AG, 6215 Beromünster
www.kleintierpraxiskueng.ch

 


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