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Die Anfänge der Korkverarbeitung in Dürrenäsch an der Hallwilerstrasse vis-à-vis der Volgkreuzung.
Veröffentlicht 30. Oktober 2024

Die Geschichte der Korki

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Was aus heutiger Sicht seltsam scheint, erfolgte ab Ende des 19. Jahrhunderts ganz selbstverständlich und Schritt für Schritt. Die Industrie nahm Dürrenäschs Dorfzentrum Haus für Haus in Beschlag. Die meisten wissen, die alte Fabrik heisst Korki. Aber wieso eigentlich?

Ihren Anfang nahm die Geschichte mit einem mutigen Unternehmer. Der erfolgreiche Musikdosenhersteller Carl Alpsteg gründete, inspiriert durch die Weltausstellung in Paris, nach 1878 die erste schweizerische Korkfabrik in Dürrenäsch. Damals stellte man Zapfen, Sohlen, Huteinlagen etc. her. Die spätere Weiterentwicklung des Korkproduktsortiments waren Korkplatten, bestehend aus geröstetem Korkschrot und dem damaligen Bindemittel Pech. Spätestens dann wurde das erste Industriegebäude inklusive Kamine unmittelbar neben die teils stattlichen Gebäude im Dorfzentrum gebaut.

korki geschichte 2Im linken Bild rechts: Restaurant Löwen; im Vordergrund: Waaghäuschen auf dem Dorfplatz; im linken Bild links: Ein erstes Industriegebäude flankiert von einer Scheune und einem Wohnhaus, das auch als Büro genutzt wurde. Rechtes Bild: Übersicht von ca. 1955.

Während einiger Jahre führte nach dem Tod von Carl Alpsteg sein Schwager Max Buhofer, ehemals Direktor der Wisa Gloria Lenzburg, die Korkfabrik. Ein Grossbrand vernichtete 1946 grosse Teile der Industrieanlage und schadete der damaligen Firma «Bumax-Werke AG» sehr. Der Dürrenäscher Oskar Sager-Urech kaufte die Infrastruktur der «Bumax-Werke AG» aus dem Konkursverfahren. Zwei seiner Söhne führten die neu gegründete «Sagos Kork» zu einem gesunden Unternehmen. Unter ihrer Regie wurde viel neu entwickelt und sie nutzten die gute Wirtschaftslage und die zunehmende Nachfrage nach Dämmmaterial erfolgreich. Dazu wurden ab den Fünfzigerjahren viele Industriebauten im Dorfzentrum errichtet. Der Wandel brachte mit sich, dass auch stattliche Bauten dem Fortschrittsglauben weichen mussten. In den Sechzigerjahren wurde am Dorfrand im Dornhübel eine neue Korkfabrik gebaut.

Die Röschti ist der heisse und russige Kern der ganzen Korkplattenherstellung, wie sie ungefähr 70 Jahre im Dorfzentrum praktiziert wurde. Dort, im grossen Gebäude vis-à-vis der Volgkreuzung, röstete man Korkschrot und fügte dem Material heisses Pech und später Bitumen zu. Diese Mischung wurde zu Blöcken gegossen, die nach dem Abkühlen in Platten zersägt wurden. Kleinere Brände waren bei diesem Prozess schon fast an der Tagesordnung.

korki geschichte 3Röschti (oben bei den grossen Fenstern) mit sich abkühlenden Korkblöcken vor dem Tor der Blöcki (unten). Rechts: Umladen der Rohkorkballen in Hallwil vom Zugwagen auf den Anhänger.

Die zu besten Zeiten jährlich rund 4000 Tonnen Rohkork aus Spanien und Portugal wurden vom Rheinhafen per Zug nach Hallwil transportiert. Im Material aus dem Mittelmeerraum fanden ab und zu auch Schlangen aus dieser Gegend den Weg nach Dürrenäsch. Einige ältere Dürrenäscher können auch noch von den Kletteraktivitäten auf den grossen Korklagern im Brühl, von Pyro-Experimenten mit dem Korkstaub auf der Höhe, von hochbeladenen Korkfuhren aus Hallwil oder von den schwarz gefärbten Arbeitern aus der Röschti erzählen. Auch das Pausenhorn ist gemäss den Schilderungen für die dörfliche Zeitorientierung bedeutsam gewesen. Diese Episoden zeigen auf, wie die Industrie das Dorfleben prägte.

Nun ist seit geraumer Zeit Ruhe im Dorfkern eingekehrt. Die Firmen Sager AG und profilsager ag haben Anfang dieses Jahrhunderts das Dorfzentrum verlassen. Die Zeit ist reif für etwas Neues. In Zukunft soll man wieder wohnen im Gebiet der Korki. Der Name «Korki» aber wird immer Auskunft geben über die rund hundert Jahre Korkverarbeitung im Dorfzentrum.


 


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