Zum Hauptinhalt springen
Veröffentlicht 02. August 2024

De Tiirligiiger …

Hätten Sie's gewusst?

… ist kein Musiker. Oder: Wenn auch in der Schweiz ein Wörterbuch hilfreich wäre.

barriere zu(Bild: Donna Hovey auf Pixabay)

Im Potz Fuchs «Aargauerdeutsch» vom 10. März 2023 haben wir bereits einmal über unterschiedliche Dialekte in der näheren Umgebung philosophiert. Diese sind ja eigentlich nur geringfügig von unserer gewohnten Sprache abweichend und deshalb in der Regel sehr leicht zu verstehen.

Begibt man sich über die Kantonsgrenzen hinweg – vielleicht in die Innerschweiz oder gar ins Wallis – wäre manchmal ein Dialekt-Wörterbuch sehr hilfreich, da man als «Üsserschwiizer» bei gewissen Ausdrücken schlicht und einfach nur «Bahnhof» versteht und sehr schnell als Tourist entlarvt wird …

Das Wallis lassen wir für den Moment noch weg (das allein würde locker 10 Potz Füchse füllen) und beginnen mit einem näher gelegenen «Schwiizerdiitsch» (oder gar «Schweyzerdiitsch»?):

 

feusibaer

Manchmal lohnt es sich, nicht allzu fest in die Ferne zu schweifen und auch mal einen Blick ins Dorfheftli-Archiv zu werfen. Insbesondere die Schwiizerdüütsch-Artikel des 2018 leider verstorbenen Franz «Feusi» Feuerhuber bringen einen zum Schmunzeln, Nachdenken und manchmal auch herzhaft zum Lachen.

Eine weitere dieser Perlen haben wir für Sie herausgepickt:

 

Es Reisli i d’Innerschwiiz

Nimmt man sich einmal «es Schutzli Ziit», ein bisschen Zeit, und besucht das wunderschöne Nidwalden im Herzen der Schweiz, so ist man bald mit dem nidwaldner Dialekt konfrontiert und während man das «Dui» doch schnell als unser Du versteht, wird es mit Begriffen wie «Syyweli» für Ferkel oder «fleite» für winken, schon schwieriger. Ein «Härdwäslig» ist ein Erdklumpen, eine «dunkelchriidigi Nacht» ist stockfinster und möchte jemand ein «Zwächili» so meint er ein Handtuch.

Tiirligiiger
Das ist doch ganz einfach zu übersetzen, ein Türengeiger. Noch keine Idee? Wenn die Türe quietscht und durch ständiges Öffnen und Schliessen wie ein Geigenkonzert tönt. Wenn es sich bei dieser geigenden Türe um die WC-Türe handelt, ja dann, dann hat man eben den «Tiirligiiger», den Durchfall.

Ofetori
Kartoffelstock wird mit Butter, Eier und Käse gemischt, mit «Schpäckwürfeli» belegt und im Ofen überbacken, bis der «Nidwaud’ner Ofetori» eine goldgelbe Farbe angenommen hat. Preiswert, sehr schmackhaft, einfach zuzubereiten und zusammen mit frischem Salat oder als Beilage zu einem Fleischgericht serviert, ist der «Ofetori» sehr vielseitig zu geniessen. Und weil das Gericht durch das Ofentor, die Ofentüre, rein und wieder raus muss, erklärt sich der Name ganz von selbst.

g’hirme
Ein «Hirmi» ist ein Ruheplätzchen, besonders, oder gerade, an Bergpfaden, eine Vorrichtung zum Ausruhen. Das kann ein Stein oder eine Bank sein – oftmals sogar gedeckt. Das Tatwort dazu «hirme» oder «g’hirme» bedeutet also sich ausruhen, vor Müdigkeit eine kurze Rast einlegen, «g’ruihe» wäre das bei uns. Die Herkunft ist nicht klar beschrieben, wahrscheinlich sind aber die Begriffe wie Mühe und müde aus demselben Ursprung entstanden.

kollatze
Auch als «challatze oder kallatz’ne» bekannt. Der Ursprung liegt im lateinischen «collatio», was in etwa, ein Essen für mehrere Personen vorbereiten, bedeutet. Daraus wurde im Italienischen der Ausdruck «colazione» für Frühstück. Weil «colazione» nun doch ein schwieriges Wort ist, wurde daraus das nidwaldnerische «kollatze», im Sinne von zusammen frühstücken, «zäme z’Mörgele ebe». Das war aber nicht immer so: Früher wurde «kallatze» eher als kleiner Imbiss vor dem eigentlichen Essen, durchaus mit Getränken, verwendet, «es Aperöli ebe». Um 1560 wurde folgender Satz niedergeschrieben: «Im Wirtshüs han’i vor’em heimgoh no eppis g’chalatzet» und 1616 merkte ein Pfarrer an: «es sollet auch die Wirt an Fyrtägen, ob das der Gottsdienst üis ist, niemanden zu chalatzen geben». Tja, das waren noch Zeiten, nix «Aperöli», bis dass die Kirche aus war.

Es Reissäckli isch es grüens Boueletäschli wo für d’Froue und Manne zur Nidwaudner Tracht derzue g’hört, es Säckli wo’mer mit uf d’Reis nimmt, wenn mer haut underwägs isch, isch doch no gäbig. Und sit das Säckli ebe zur Tracht g’hört, säge d’Tschifeler (d’Obwaudner) i de Nidwaudner ebe Reissäckler.

Es Fazeneetli (fazzoletto), es Nastuech, zeigt wie nöch d’Nidwaudner a Italie sind, s’rote Nastuech isch en Beschtandteil vo de Tracht und die ledige Manne löhnd’s amigs äxtra zum Hosebumper lo use hange, heijo, vo nüüt chunnt nüüt …

 

… das hani wörkli ned gwösst!

 


Beitrag teilen: